Wenn früher Berater in die Unternehmen einrückten, war das eher ein Krisensignal. Wenn sie heute einziehen, gelten sie als Hoffnungsträger: Sie sollen das Unternehmen fit machen für das digitale Zeitalter und das Geschäftsmodell auf das Internet zuschneidern.
Weil obendrein die Wirtschaft boomt, haben die Unternehmen auch Geld, sich die Berater ins Haus zu holen. Das beschert der Branche Rekordumsätze, wie eine Handelsblatt-Umfrage belegt. Demnach setzte die Beraterbranche in Deutschland 2017 erstmals mehr als 30 Milliarden Euro um, vor allem die branchengrößten Häuser wie McKinsey, Boston Consulting Group, Bain, Deloitte und A.T.Kearney legten zwischen zehn und 20 Prozent beim Umsatz zu.
Der Bundesverband der Deutschen Unternehmensberater (BDU) rechnet im Schnitt mit einem Plus von acht Prozent, deutlich mehr als Marktdurchschnitt wird es bei den großen Anbietern werden. Das liegt auch daran, dass sie groß angelegte Projekte mit ihrer globalen Präsenz besser stemmen können als eher regional operierende Beratungshäuser, sagt Professor Dietmar Fink von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und Direktor der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung.
Um den Umsatz zu realisieren, brauchen die Beratungshäuser aber jede Menge neue Fachkräfte. Das verschärft den War for Talent noch einmal. Große, bekannte Consultinghäuser können durch die Strahlkraft ihrer Marke Nachwuchstalente an sich binden, schwerer haben es kleinere Anbieter, von denen bereits viele am Limit arbeiten, meint Fink. McKinsey will 2017 auf insgesamt 340 Neueinstellungen kommen, bei Bain und Roland Berger sind es jeweils 200. Auch für 2018 rechnen die meisten großen Beratungshäuser mit starkem Wachstum.
Quelle: Handelsblatt, 4. Oktober 2017