Auf der Suche nach neuen Wachstumschancen entdecken die Digitalkonzerne Amazon, Google und Co. das Geschäft mit Versicherungspolicen. Ihr Ziel: in das sogenannte Komposit-Privatkundengeschäft, das heißt in den Markt rund um Sach- und Unfallversicherungen, vorzustoßen. Die Online-Giganten schaffen digitale Plattformen, auf denen Privatkunden zum Beispiel Kfz-, Gebäude-, Hausrat-, Haftpflicht-, Unfall- und Cyberpolicen abschließen können. Weil die etablierten Versicherer dieses Feld nicht kampflos den neuen Konkurrenten überlassen werden, verschärft sich der Wettbewerb weiter – und krempelt die Versicherungsbranche kräftig um.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG prognostiziert eine Zweiteilung des Marktes, schreibt das Handelsblatt. Laut einer aktuellen KPMG-Studie sollen die Prämieneinnahmen, die im Komposit-Privatkundengeschäft über die klassischen Kanäle vertrieben werden, bis 2020 auf ein Volumen von 31 bis 32 Milliarden Euro schrumpfen. Gleichzeitig wird daneben mit den neuen digitalen Ökosystemen, also den Online-Vermittlungsportalen, ein neuer Markt entstehen, der 2030 ein Volumen von vier bis fünf Milliarden Euro ausmachen könnte und damit rund 10 bis 15 Prozent des für das Komposit-Privatkundenversicherungsgeschäft geschätzte Marktvolumen von 36 bis 37 Milliarden Euro ausmachen dürfte.
Die großen Versicherer treten jetzt an, den digitalen Angreifern Paroli zu bieten. So will die Allianz Ende 2019 mit einem neuen paneuropäischen Direktversicherer an den Start gehen und entwickelt zurzeit neue Online-Geschäftsmodelle mit Produktkonzepten, die über Plattformen Dritter und weitere Ökosysteme angeboten werden sollen.
Die KPMG-Studie geht davon aus, dass sich die Digitalkonzerne nur die lukrativen Sparten der Komposit-Versicherungen herausgreifen werden. Diese Rosinenpickerei wird dazu führen, dass die klassischen Versicherer weniger Profit einstreichen können und deshalb gezwungen sein werden, noch stärker auf Effizienz, Produktivität zu achten und mit neuen Produktinnovationen und dem Ausbau des Vertriebs zu kontern.
In Deutschland gibt es zurzeit 200.000 Versicherungsvermittler, die sich darauf einstellen müssen, dass zukünftig vor allem „einfache“ Versicherungen künftig über eine Website oder per Alexa oder Google Home abgeschlossen werden.
Wer eine Karriere in der Versicherungsbranche anstrebt, sollte daher genau hinschauen, wo er einsteigt. Von den klassischen Komposit-Versicherern haben sich in den letzten Jahren nur die großen Konzerne mit einem Bruttoprämienvolumen von mehr als zwei Milliarden Euro und kleine, spezialisierte Versicherer mit weniger als 250 Millionen Euro besser als der Markt entwickelt. Auf der anderen Seite eröffnen vor allem IT-affinen Versicherungsvermittlern die neuen Online-Plattformen der Digital-Riesen neue Karrierechancen.
Quellen: Handelsblatt