55 Büros in 36 Ländern, 7.000 Mitarbeiter, davon 800 im deutschsprachigen Raum und ein Jahresumsatz von 2,25 Milliarden US-Dollar, so lautet die Bilanz der Strategieberatung Bain für das Geschäftsjahr 2015/2016. Das Magazin Forbes führt Bain für 2015 in seiner Liste der größten Privatunternehmen auf. Und die Consultants haben einen guten Lauf: Das Haus wächst anhaltend zweistellig und will dieses Jahr rund 200 Berater neu einstellen. Deutschland-Chef Walter Sinn spricht von einem „fantastischen Momentum“ in den vergangenen zwei, drei Jahren mit interessanten neuen Mandaten und einem kontinuierlichen Zuwachs an Marktanteilen.
Den Erfolg führt er auf den speziellen Ansatz von Bain zurück. Von allen Unternehmensberatungen sei Bain das wohl am stärksten unternehmerische Haus. Kunden würden mit Präsentationen abgespeist, sondern erhielten klare Empfehlungen: „Wir setzen uns quasi auf den Stuhl des Unternehmenslenkers und arbeiten zusammen an einer Lösung“, zitiert das Handelsblatt Walter Sinn. „Diese absolute Ergebnisorientierung, ja das Eingehen einer Schicksalsgemeinschaft, unterscheidet uns sehr stark vom Wettbewerb.“
Zu den Spezialthemen der Bain-Berater zählen die „aktivistischen Investoren“. Dabei geht es um den Einfluss der Investoren auf das Unternehmen, über den Bain bereits mehrere Studien veröffentlicht hat. Die Beratung unterscheidet den „strategischen Reformer“, der mit guten Ideen kommt und positiven Einfluss auf den Shareholder Value hat von dem „agitatorischen Investor“, der weder mit Ideen noch Plänen kommt. Neben den beiden Typen identifiziert Bain noch den „aktivistischen Investor“, der das Management auf Trab hält und sehr konstruktiv sein kann – wenn auch auf Kosten des Chefs, der oftmals mit schlaflosen Nächten rechnen muss. Problematisch sei nur, dass vor allem der amerikanische Markt sehr exzessiv kurzfrist-orientiert sein kann. Strategische Reformer können aber die Debatte beflügeln, wie sich verborgene Potenziale eines Unternehmens heben lassen.
Wie sehr dieser Ansatz auf das Image abstrahlt, lässt sich daran abmessen, dass der globale Bain-Chef Bob Bechek im jährlichen Ranking des Jobportals „Glassdoor“ als der von den Mitarbeitern bestbewertete CEO hervorging.
Quelle:Handelsblatt, 16. März 2017