Hat pure Strategieberatung noch eine Zukunft? Oder können im Beratungsgeschäft nur noch Fullservice-Dienstleister überleben, die IT-, Technologie-, Managementberatung und Big Data-Services aus einer Hand anbieten? Und was ist mit den Wirtschaftsprüfern, die von sich selbst behaupten, immer tiefer ins Beratungsgeschäft vorzudringen?
Im Interview mit der Wirtschaftswoche tun Bain-Weltchef Bob Bechek und Bain-Deutschland-Chef Walter Sinn so, als ob sie die veränderte Konkurrenzsituation im Beratungsgeschäft nicht anfechten würde. Auch wenn Experten seit geraumer Zeit unken, dass von den traditionellen Strategieberatungshäusern am Ende nur noch Marktführer McKinsey und The Boston Consulting Group (BCG) groß genug seien, um im globalen Wettbewerb mit den Big Four der Wirtschaftsprüferszene, vor allem aber mit IT-Giganten wie Accenture, Schritt zu halten: bei Bain & Company läuft es laut Bechek und Sinn weiterhin rund.
Bain & Company hat 51 Büros in 33 Ländern und beschäftigt 6.000 Mitarbeiter, davon 700 im deutschsprachigen Raum. Laut Wiwo wird der weltweite Umsatz auf 1,7 Milliarden Euro geschätzt. Auf die Frage, welche Ziele sich Bain für 2015 gesteckt habe, antwortet Weltchef Bechek: „Unser Geschäft ist bisher weltweit deutlich zweistellig gewachsen, Treiber ist vor allem die Nachfrage in Asien und den USA, aber auch in Europa läuft es gut. Wir liegen gut im Plan, am Ende des Jahres ein zweistelliges Plus erreicht zu haben“.
Um beim Thema Digitalisierung und Big Data nicht den Anschluss zu verpassen, baut Bain derzeit eine weltweite Expertengruppe zur fortgeschrittenen Analyse von Daten auf. „Sie arbeitet zum Beispiel eng mit den Fachleuten für Handel und Telekom zusammen, um auf der Grundlage der enorm gewachsenen Datenmenge bessere Voraussagen zum Verhalten der Kunden zu treffen“, verrät Bechek und fügt hinzu: „Daten zu haben allein reicht nicht, man muss auch wissen, wie man sie nutzt“. Die hausinterne Digitalisierungs- und Big Data-Offensive bei Bain kommt spät, McKinsey und BCG waren hier, zumindest was die öffentliche Kommunikation angeht, deutlich fixer.
Quelle: Wirtschaftswoche, 27. August 2015
Weiterführende Beiträge: Michael Kunst leitet Bain-Pharmasparte