Vor fünf Jahren trat The Boston Consulting Group (BCG) an, das Beratungsgeschäft neu zu erfinden. Die Amerikaner gründeten BCG Digital Ventures und waren fortan nicht mehr nur Berater, sondern Digitalexperten, die Unternehmen dabei halfen, neue digitale und vor allem „disruptive“ Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dort, wo sie besonders attraktive Geschäftserfolge witterten, gingen die BCG-Berater plötzlich sogar mit ins unternehmerische Risiko und knüpften Kooperationspartnerschaften mit ihren Kunden.
Jetzt kündigte BCG-Weltchef Rich Lesser im Handelsblatt-Interview an, dass BCG noch digitaler werden will. „Mehr als 30 Prozent unseres Geschäfts machen wir heute mit digitalen Projekten, und wir gehen davon aus, dass wir das Digitalgeschäft von BCG in den nächsten drei bis vier Jahren verdoppeln“, verriet der 56-jährige Harvard-Absolvent. Das Selbstverständnis von BCG hat sich verändert. Unter der Leitung des globalen Chefs von Digital BCG, Tom Reichert, hat die Managementberatung nun die verschiedenen Säulen ihres Digitalgeschäfts zusammengeführt.
Ein Schritt, der von langer Hand vorbereitet war. Vor fünf Jahren bereits entschied sich BCG, ihre einstige IT-Praxisgruppe in eine Abteilung namens „Technology-Advantage“ umzuwandeln. Zudem erhielt die deutsche IT-Beratungstochter Platinion eine neue Ausrichtung und wurde internationalisiert, um ihr Know-how rund um das Thema IT-Architektur im größerem Maßstab anbieten zu können. 2016 folgte die Gründung von BCG Gamma, die Unternehmenskunden bei den Themen Datenanalyse und Künstliche Intelligenz unterstützt.
Mittlerweile hat BCG Digital Ventures 75 Unternehmen auf den Markt gebracht. Darunter die E-Scooter-Plattform Coup in Berlin, die BCG gemeinsam mit Bosch entwickelt hat.
Das Digitalgeschäft, das 2014 mit 500 Mitarbeitern startete, zählt heute mehr als 4.000 Mitarbeiter. Weltweit lag der Umsatz von BCG 2017 - neuere Zahlen gibt es nicht – mit rund 16.000 Mitarbeitern bei rund 6,3 Milliarden US-Dollar.
Ziel ist es nun, die Rolle von BCG als Vordenker der Digitalisierung weiter auszubauen und den digitalen Wandel in den Unternehmen voranzutreiben. Lesser: „Die eine Sache ist es, neue Ideen zu entwickeln oder Pilotprojekte aufzusetzen. Es ist aber umso schwieriger das Geschäft auf- und auszubauen und in einer Unternehmensorganisation zu verankern“.
Quellen: Handelsblatt, 22. Januar 2019, Printausgabe, Seite 16