JobguideXpress: Herr Diehl, im April 2014 sind Sie mit dem Beratungshaus Consulting Cum Laude an den Start gegangen. Consulting Cum Laude ist eine 100-prozentige Tochter von International Campus, einem Anbieter von Studentenwohnheimen und Apartmenthäusern für Studenten. Was hat ein solches Unternehmen im Beratungsgeschäft verloren?
Diehl: Als Betreiber von Studentenwohnheimen haben wir Zugang zur Generation Y, genau der Zielgruppe, um die viele Unternehmen derzeit als Produktanbieter und Arbeitgeber buhlen. Die heute 17- bis 32-Jährigen sind die ersten, die mit dem Internet aufgewachsen sind. Wie diese jungen Konsumenten Online-Auftritte, Marketing-Kampagnen und Produkte von Unternehmen wahrnehmen, wie das Employer Branding auf diese Nachwuchskräfte wirkt, ist für Beratungskunden hoch spannend. Für mich als Vorstandsmitglied für Marketing und Vertrieb von International Campus und ehemaliger Managementberater lag es da nahe, einen Beratungsansatz rund um die studentischen Bewohner zu entwickeln.
JobguideXpress: Auch die Nachwuchskräfte der klassischen Strategieberater gehören der Generation Y an. Was unterscheidet den Beratungsansatz von Consulting Cum Laude von dem der Traditionsanbieter?
Diehl: Consulting Cum Laude berät Unternehmen in puncto Consumer Marketing und Employer Branding. Die Projektteams werden aus Studenten und Young Professionals der Generation Y sowie aus erfahrenen Managementberatern zusammengestellt. Wir nennen das Hybrid-Beratung. Unseren Klienten geht es immer darum, den Nerv der Generation Y zu treffen. Dafür muss die Generation Y aber bei der Projektarbeit auf Augenhöhe mit dem Kunden und erfahrenen Managementberatern arbeiten können. Auch bei den klassischen Beratungshäusern sitzen Generation-Y-Vertreter mit am Tisch. Bei unseren Wettbewerbern bekommen diese Jungberater jedoch von Anfang an eingetrichtert: ‚Du hältst dich erst mal zurück, wir erfahrenen Berater wissen besser, wie das Geschäft läuft.’ Durch diese streng hierarchische Vorgehensweise werden bei der Projektarbeit viele wichtige Impulse von vornherein unterdrückt.
Bei Consulting Cum Laude gibt es also keine solche Hierarchie?
Diehl: Nein, bei uns zählt vor allem die Expertise, die ein Berater mitbringt. Welche Stellung jemand im Projektteam einnimmt, hat nicht unbedingt mit Alter und Zahl der Berufsjahre zu tun. Das Ziel von Consulting Cum Laude ist es, unkonventionelle Ideen und eine neue Art des Denkens mit langjähriger Managementerfahrung und Methodenwissen zu verbinden. Wir arbeiten deshalb immer in gemischten Teams aus Generation Y und Generation X-Beratern. Was der eine an frischen Ideen einbringt, kann der andere zu Ende denken und anschließend gemeinsam professionell umsetzen. Das gelingt aber nur, wenn man die jeweiligen Stärken genauso wie die Grenzen des anderen anerkennt und – wie gesagt –auf Augenhöhe miteinander umgeht. Dieses Zusammenspiel spiegelt sich auch in unserer Organisation wider: Marcel Rasche, ein 24-jähriger Wirtschaftsingenieur, ist mein Partner bei Consulting Cum Laude, mit dem ich alle Entscheidungen gemeinsam treffe. Er ist der Chief Generation Y Officer im Unternehmen, ich bin Jahrgang 1966, der Chief Generation X Officer.
JobguideXpress: Sie verfügen nicht nur über ein dichtes Netzwerk an Studenten in Deutschland. Sie kooperieren auch mit Studentenwohnhäusern und Universitäten im europäischen Ausland. Wofür nutzen Sie diesen Pool an Studentenkontakten?
Diehl: Wir unterhalten europaweit Kontakt zu über 100.000 Studenten und nutzen diesen Kontakt, um eine internationale Wissensdatenbank über die besonderen Bedürfnisse der Generation Y aufzubauen. Wenn eine Online-Bank herausfinden will, wie ihre Produkte auf Studenten wirken, können wir das über Umfragen auch länderübergreifend herausfinden. Wenn ein Pharma-Konzern Nachwuchskräfte sucht, können wir auch bei Direktsuchen behilflich sein. Über unsere Wohnheime haben wir Zugang zu Studenten der unterschiedlichsten Fachrichtungen – vom angehenden Maschinenbauingenieur, über den Informatiker, BWLer bis hin zum Mediziner. Für diese Studenten ist es auch interessant, als Freelancer in Beratungsprojekten eingesetzt zu werden.
JobguideXpress: Nicht jeder, der im Studentenwohnheim lebt, eignet sich als Berater. Wie rekrutieren Sie die Generation-Y-Berater für Ihre Projektteams und wie stellen Sie sicher, dass das Zusammenspiel zwischen den Generation-Y- und Generation-X-Beratern in den Projekten stimmt, um am Ende Qualitätsarbeit abliefern zu können?
Diehl: Zunächst verfügen wir über einen festen Stamm von Jungberatern, von denen jeder einzelne durch eigene unternehmerische oder ehrenamtliche Aktivitäten bereits bewiesen hat, dass er das notwenige Urteilsvermögen mitbringt, um sein spezielles Wissen an den Mann zu bringen und knifflige Aufgaben zu lösen. Andere Kundenprojekte schreiben wir im Netzwerk aus. Interessierte Studenten können sich dann bei uns bewerben. Zunächst in Telefon-Interviews, dann in persönlichen Gesprächen wählen wir die passenden Kandidaten für das jeweilige Projekt aus. Dabei achten wir natürlich darauf, dass die Kandidaten auch in der Lage sind, sich in Projektteams einzuordnen und mit Kunden professionell zu arbeiten.
Die Fragen stellte Julia Leendertse.