Noch im April geisterte das Schreckgespenst des massiven Einbruchs durch die Unternehmensberatungen. Jetzt sieht es nur nach einer Stagnation aus, was bedeutet: Die Branche bleibt auf dem Niveau der Boomjahre. Das belegt auch der Geschäftsklima-Index, der den höchsten Wert seit März 2019 mit über 90 Punkten hat, dem üblichen Wert der Rekordjahre.
Resilienz der Unternehmen erhöhen
Verändert haben sich jedoch die Bereiche, in denen Unternehmensberatungen Geld verdienen. Gefragt sind vor allem Sanierungsberater, weil Unternehmen vor dem Hintergrund der Corona-Beschränkungen schauen, wie sie sich strukturell krisensicherer aufstellen können: mit Stellenstreichungen und Neuausrichtungen. Das Ergebnis soll eine bessere Resilienz sein – und dieses Feld verspricht Neuaufträge.
Aufgeschobene Projekte werden nachgeholt
Auch neu aufgesetzte Beschaffungswege und die Digitalisierung sind weitere Themen, denen Corona einen Turbo verpasst hat. McKinsey etwa arbeitet am Nachholbedarf seiner Kunden, die jetzt aufgeschobene Projekte realisieren möchten. Die Meckies sollen ihnen das Portfolio neu ordnen, Abläufe beschleunigen oder die nächste Digitalisierungsstufe implementieren.
Rekrutierung läuft weiter
Von einem noch besseren Jahresabschluss als 2019 geht die Strategieberatung Boston Consulting Group aus, auch A.T.Kearney hat keine wirkliche Delle im Geschäft gemerkt. 95 Prozent der Vor-Corona-Projekte sind weitergelaufen, der Auftragseingang blieb konstant hoch – und damit, wie bei anderen auch, der Personalbedarf. BCG will 2021 wieder zu einem Wachstum im oberen einstelligen bis leicht zweistelligen Bereich zurückkehren. McKinsey und Kearney haben vor, ihre Recruiting-Aktivitäten weiter auszubauen.
Kleine Berater und Einzelkämpfer leiden
Dabei haben Neueinsteiger wohl eher bei den großen, bekannten Namen eine Chance einzusteigen, denn ganz unberührt blieb die Branche nicht. Der Bundesverband der Deutschen Unternehmensberater (BDU) sieht vor allem kleinere Unternehmen und Einzelkämpfer noch vor großen Herausforderungen. Auf Sparten bezogen tun sich derzeit die Personalberater schwer, die Wechselbereitschaft der Fach- und Führungskräfte ist derzeit ebenso wie der Wunsch nach Coachings eher gering.
Quelle: Handelsblatt, 7. Oktober 2020