Besonders rosig sehen die großen Unternehmensberatungen ihre Wachstumschancen im Jahr 2012. Neun von zehn Beratungen, die in der Liga über 45 Millionen Euro Jahresumsatz spielen, erwarten laut BDU-Studie 2012 ein Plus von durchschnittlich knapp 8 Prozent. Und neun von zehn Beratungen, die einen Jahresumsatz zwischen 5 und 45 Millionen Euro machen, gehen davon aus, dass sie ihren Umsatz sogar um durchschnittlich 12,3 Prozent steigern können. Für die Studie befragt hat der Verband rund 700 Beratungsunternehmen in Deutschland.
Die Nachfrage kam 2011 vor allem aus der Industrie: Autokonzerne wie Maschinenbauer ließen sich von den Consultern in Sachen Exportgeschäft und Effizienzsteigerung beraten. Auch aus der Konsumgüterbranche und dem Handel kamen mehr Aufträge als je zuvor. 2012 erwarten die Berater steigende Nachfrage bei den Finanzinstituten und den Energieversorgen. Beide Branchen müssten durch die Finanzkrise bzw. den Atomausstieg neue Geschäftsmodelle finden.
Besonders gestiegen ist die Nachfrage nach Strategieberatung. Kein Wunder: Seitdem radikale Umbrüche und Markteingriffe der Politik an der Tagesordnung sind, suchen die Unternehmen nach Wegen, wie sie sich auf zukünftige Entwicklungen einstellen können, auch wenn in der Gegenwart eindeutige Prognosen und Kalkulationen schwer fallen. Die Tatsache, dass das Geschäft stärkeren Schwankungen unterliegt, erklärt auch den Trend zur Szenarientechnik in der Unternehmensberatung. Dabei werden verschiedene Varianten einer denkbaren Entwicklung durchgespielt, um daraus für das Unternehmen passende Strategien abzuleiten. Die jüngsten Krisen hatten zum Teil sprunghaft die Rahmenbedingungen verändert - und dank guter Konjunktur fragten Kunden deutlich umfangreichere Projekte nach.
Erstmals Geld verdient wird offentlich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Hier verzeichneten die Strategieberater 2011 ein Plus von 11,3 Prozent. Trotz des Booms geben sich die Unternehmensberater keiner Jubelstimmung hin. Zwar knackten sie beim Umsatz die Schallgrenze von 20 Milliarden Euro - zugleich aber bekommen sie einen immer härteren Preiskampf zu spüren. So konnten die Berater zwar generell gegenüber 2010 um zwei bis drei Prozent höhere Honorare bei Kunden durchsetzen.
Aber: Im Kampf um die besten Nachwuchstalente sind auch die Gehaltsforderungen gestiegen. Hier stehen die Beratungen sowieso schon im harten Wettbewerb mit der Industrie, die bereits seit einigen Jahren mit attraktiven Gehältern die besten Leute auf ihre Seite zu locken versucht. Die Margen der Beratungshäuser geraten aber auch aus anderen Gründen immer mehr unter Druck: Mit der steigenden Nachfrage nach tiefem Spezialistenwissen und maximaler Internationalität sind auch die Ausgaben für Research-Stäbe und interne Weiterbildung gestiegen. Auffällig ist, dass die Beraterkonjunktur zusammen mit der Realkonjunktur anzieht. Früher holten sich die Unternehmen die Berater ins Haus, wenn es schlecht lief, heute laufen die Konjunkturkurven fast parallel.
Quellen: Handelsblatt, BDU