Natur- und Geisteswissenschaftler können keine Bilanzen lesen und verstehen auch nichts von Geschäftsabläufen. Umso verwundeter reagierten Beraterkunden, als The Boston Consulting Group (BCG) vor knapp 15 Jahren öffentlich erklärte, schon seit vielen Jahrzehnten auf der Suche nach den Top-Fünf-Prozent eines jeden Akademikerjahrgangs nicht nur die klügsten Hochschulabsolventen mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund einzustellen, sondern auch Naturwissenschaftler, ja sogar Geisteswissenschaftler und Ärzte von herausragendem Format. An dieser damals noch ungewöhnlichen Personalstrategie hält BCG bis heute fest.
Dass Quereinsteiger jedoch nicht nur bei BCG, sondern in der gesamten Beraterbranche ihren festen Platz gefunden hätten, hat sich jetzt als Irrglaube erwiesen. Eine Analyse der Metasuchmaschine Joblift von 135.479 Berater-Stellenanzeigen der vergangenen zwei Jahre belegt: „Die oftmals aufgestellte These, Unternehmensberatungen stellten zunehmend auch Quereinsteiger ein, um neue Potenziale zu entfalten, bestätigt sich zumindest in den Stellenanzeigen kaum“.
Am Gefragtesten sind in der Consultingbranche (ohne IT-Beratung) laut Joblift immer noch die Wirtschaftswissenschaftler mit 31.738 Nennungen, gefolgt von den (Wirtschafts-) Informatikern mit 29.973 Nennungen und den (Wirtschafts-) Ingenieuren mit 16.247 Nennungen. In gerade einmal 1.372 Stellenanzeigen ermutigten die personalsuchenden Beratungshäuser ausdrücklich „Quereinsteiger“, sich zu bewerben. In lediglich 342 Stellenanzeigen (0,25 Prozent) forderten sie explizit Geisteswissenschaftler zur Bewerbung auf. Die Naturwissenschaftler brachten es immerhin noch auf 11.079 Stellenanzeigen (8,2 Prozent).
Erfreulich für die Branche: Gegenüber 2015 schrieb die deutsche Beraterbranche im ersten Quartal 2017 gleich 116 Prozent mehr Stellen aus als im selben Zeitraum 2016.
Quelle:Wiwo-Blog Die ConSULTANten, 23. Juni 2017