Deutlich zum Ausdruck komme das zunehmende Ungleichgewicht in der Branche in der Wirtschaftsprüferkammer, in der seit einigen Jahren erstmals die Einzelpraxen das Sagen hätten. Dort, so die Börsen-Zeitung, „fällt der Berufsstand über sich her“. Qualverwandtschaften bezeichnet die Zeitung das Verhältnis der Wirtschaftsprüfer untereinander, was durch die Außenwirkung der Querelen der gesamten Zunft Schaden zufügen könne.
Das Problem der Branche: Die Regularien und Anforderungen hätten das Korsett der Abschlussprüfer nach und nach stark eingeengt. Kleinere Praxen kämpften mit dem Problem, das vorgegebene hohe Prüfungsniveau zu halten. Die mittelgroßen Prüfungs- und Beraterfirmen wollten im Konzert der Großen mitspielen und sähen in Fusionen und Netzwerken eine Lösung. Gleichzeitig spielten die neuen EU-Vorgaben – etwa die Pflicht zur externen Prüferrotation – eher den Großen in die Karten, zu denen die mittelständischen Praxen laut Börsen-Zeitung aber nicht aufschließen könnten.
Nun nimmt der Streit der Berufsträger untereinander eine neue Dimension an. Jetzt drohe – berichtet die Börsen-Zeitung – auch noch die öffentliche Abschlussprüferaufsichtskommission, kurz APAK, Schaden zu nehmen. So würde das „ehrenamtlich tätige Gremium, einst im Dunst von Sarbanes-Oxley als minimalinvasive Lösung eingerichtet“ von einzelnen Berufsvertretern attackiert und der Selbstbereicherung auf Kosten der Kammer bezichtigt“. Die APAK müsse jedoch ihr Renommee gegenüber der mächtigen US-Prüferaufsicht PCAOB und der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA behaupten. Der Streit – so meint die Börsen-Zeitung – sei kontraproduktiv, da die APAK ein sicheres rechtliches und finanzielles Fundament brauche. „Wäre ihr Ruf ruiniert, würde das Beben weit über die Branche hinausgehen“.
Was die Börsen-Zeitung nicht schreibt: Die APAK-Kritiker verfolgen genau dieses Ziel. Sie scheuen dabei auch nicht vor harschen persönlichen Attacken und gerichtlichen Klagen zurück. Dabei gilt: offen ausgetragener „Streit“ kann mitunter auch dazu führen, tragfähigere Lösungen im Sinne aller zu entwickeln. Das Problem: gerade eine konstruktive Streitkultur ist innerhalb der Branche eher unterentwickelt.
Quelle: Börsen-Zeitung, 1. März 2014, Printausgabe, Seite 8
Die sinkenden Preise in der Abschlussprüfung werten die VDI Nachrichten als Folge der gesättigten Märkte. Marktanteile könnten derzeit nur noch zu Lasten der Konkurrenz ausgebaut werden. Die Folge, so die VDI Nachrichten: „Der Wettbewerb unter den Wirtschaftsprüfern steigt.“ Die vier umsatzstärksten Gesellschaften – PwC, KPMG, EY und Deloitte – hätten den Mittelstand als Zielgruppe ausgemacht und bauten dadurch Druck auf mittelgroße und kleine WP-Gesellschaften auf. „Im Markt herrscht ein Verdrängungswettbewerb, der durch stagnierende oder sogar rückläufige Honorare gekennzeichnet ist“, zitiert das Blatt Stefan Thiele vom Lehrstuhl für Wirtschaftsprüfung und Rechnungslegung an der Uni Wuppertal. „Die Big Four versuchen, mit Kampfpreisen neue Mandate von mittelständischen Unternehmen zu erhalten.“
Kritische Stimmen warnen seit geraumer Zeit bereits davor, dass der Preispoker auf Kosten der Qualität geht. „Der Auftraggeber einer Abschlussprüfung wird sich überlegen müssen, welche Prüfungsqualität er für sein Unternehmen wünscht“, sagt Hansrudi Lenz vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsprüfungs- und Beratungswesen der Uni Würzburg. Auch die Abschlussprüferaufsichtskommission APAK fürchtet, dass in Einzelfällen infolge nicht angemessener Honorare qualitätsgefährdende Risiken entstehen könnten.
Allerdings seien die Niedrigpreise auch nur kurzfristig zu halten. Und selbst die kleineren Wettbewerber reagieren gelassen auf die Preispolitik der Großen, zumal auch die Finanzkrise zu einem Einbrechen der Honorare beigetragen hatte. Die allerdings dürfte die Branche so langsam hinter sich gelassen haben. Im Wettbewerb mit den Großen sehen die mittelständischen Wirtschaftsprüfer strukturelle Vorteile auf ihrer Seite: Sie seien keine Divisionen, sondern dächten und handelten schon vom Ansatz her ganzheitlich.
Quelle: VDI nachrichten, 14. März 2014