Die Wirtschaftsprüferszene dürfte den Bundesanzeiger in den letzten Wochen genau studiert haben. Denn dort war gerade jüngst nachzulesen, dass gleich mehrere Dax-, MDax- und TecDax-Konzerne ihre Prüfmandate neu ausschreiben. Dazu zwingt sie die gesetzlich vorgeschriebene Prüferrotation. Nach zehn Jahren müssen sie sich einen neuen Prüfer per Ausschreibung suchen.
Weil bis auf ganz wenige Ausnahmen die börsennotierten Konzerne von den Big Four – EY, KPMG, Deloitte und PwC – geprüft werden, ist klar, dass sie attraktive Mandate und viel Prüfhonorar verlieren werden.
EY beispielsweise wird beispieslweise Heidelberger Zement mit einem Honorar von 4,3 Millionen Euro abgeben müssen, was für das Haus schwer wiegt, da EY im Dax insgesamt nur vier Prüfmandate hat. Zudem muss EY auch noch um das neu ausgeschriebene Siemensmandat bangen. Der Chemiekonzern Convestre wechselte bereits von PwC zum Wirtschaftsprüfer KPMG, der sich wiederum nach über 100 Prüfjahren von Munich Re trennen muss – bitter, denn der Versicherungskonzern zahlte immerhin ein Prüfhonorar von 13,6 Millionen Euro. KMPG verlor schon im letzten Jahr Allianz an PwC und muss sich ab 2020 auch von der Deutschen Bank verabschieden. Das ist ein besonders herber Schlag, da die Deutsche Bank innerhalb der Dax-Liga mit 73 Millionen Euro das höchste Prüfhonorar zahlt.
Neben den Dax-Konzernen werden die Big Four auch in den darunter liegenden Börsensegmenten Mandate abgeben müssen. Betroffen ist zudem auch der mittelständische Prüfer BDO aus der Liga der sogenannten Next Ten, den zehn größten Prüfgesellschaften nach den Big Four.
Quelle:Finance Magazin, 06. April 2018