Bilanzprüfung ist kein Marketinginstrument

Die EU will die gesetzlichen Spielregeln für Wirtschaftsprüfer ändern. Das ursprüngliche Vorhaben von EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier, das Prüfmandat von Beratungsleistungen strikt zu trennen, steht nach erfolgreicher Lobbyarbeit der Big Four auf der Kippe. Ein fataler Fehler, kritisiert die Financial Times Deutschland (FTD). Die Gefahr sei groß, dass die Wirtschaftsprüfgesellschaften ihr Prüfmandat als Marketinginstrument für ihr Beratungsangebot missbrauchten.

Klar ist: Wirtschaftsprüfer haben eine ganz wichtige Rolle für die Wirtschaft. Mit ihrem Testat schaffen sie Vertrauen, dass das Zahlenwerk eines Unternehmens in Ordnung ist. Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass Prüfer nicht alles sehen können oder möglicherweise auch nicht alles sehen wollen. Die maroden Bilanzen, die auf Ramschpapieren basierten und zum Bankencrash 2007 führten, hatten die Prüfer nicht erkannt. Als Reaktion darauf sollte bis 2013 eine neue Regelung für Wirtschaftsprüfer durch die EU kommen. Ursprünglich vorgesehen war, die Erbringung von Beratungsleistungen durch Wirtschaftsprüfer stark einzuschränken, größere Transparenz durch die Offenlegung von Mandaten zu erreichen – und Prüfer alle paar Jahre wechseln zu lassen.

Doch die Lobbyarbeit der Big Four, schreibt die FTD, scheint erfolgreich gewesen zu sein. „Die vier können sich Hoffnung auf eine Art Freibrief vom EU-Parlament machen. Schon werben sie bei Kunden mehr oder weniger unverhohlen mit ihren integrierten Dienstleistungen.“ Welche Folgen das haben kann, schildert die Zeitung anhand des Enron-Skandals 2001. Damals hatten Prüfer falsche Zahlen abgenickt, die anschließende Pleite vernichtete Milliarden. Ein Grund für die Nachlässigkeit bei der Prüfung, so die FTD: 25 Millionen Dollar verdiente damals Arthur Andersen an der Prüfung, aber 27 Millionen Dollar mit Beratungen.

(6. August 2012) Quelle: Financial Times Deutschland

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