Die Fusionsgespräche zwischen Booz & Company und Management Engineers (ME) fallen in eine Zeit, in der die Globalisierung den Beratermarkt mit riesigem Tempo verändert. Beide Häuser wollen und müssen an globaler Schlagkraft gewinnen. Booz & Company gehört mit rund 3.000 Mitarbeitern und einem geschätzten Umsatz von 1,3 Milliarden Dollar zum Mittelfeld der globalen Topstrategieberatungshäuser, will aber den Abstand zu den globalen Marktgiganten McKinsey (6 Milliarden Dollar Umsatz) sowie BCG (3,5 Milliarden Dollar) verringern.
Die Düsseldorfer Beratungsgesellschaft Management Engineers ist dagegen ein kleiner Fisch. Das Haus hat 150 Mitarbeiter, der Umsatz lag zuletzt bei 85 Millionen Euro. Allerdings hat sich die ursprünglich ausschließlich auf Produktionsthemen spezialisierte Beratungsgesellschaft in den letzten Jahren zu einer der führenden Adressen für Strategieberatung entwickelt, beriet Konsumgüterhersteller genauso wie Pharmakonzerne oder Energieversorger.
Die Spezialität: Seit seiner Gründung 1978 arbeitet ME ausschließlich mit gestandenen Ex-Managern aus der Industrie. Die führungserfahrenen Praktiker erarbeiten auf Augenhöhe mit dem Management des Klienten eine Strategie. Aufgrund ihrer Seniorität gewinnen sie in kürzester Zeit bei Wachstums- und Restrukturierungsprojekten einen Blick fürs Wesentliche. Und genießen in der Regel bei der Umsetzung der Strategien in die Praxis eine höhere Akzeptanz im mittleren Management wie in den Werkshallen im Vergleich zu Vollblut-Strategieberatern, die ihr Leben lang als Consulter gearbeitet haben. „Management Engineers gehört zu den wichtigsten Aufsteigern im Beratungsmarkt der letzten Jahre“, sagt Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. „Kaum einer erzielt höhere Honorare“.
Ob die Fusion tatsächlich zustande kommt, hängt wohl davon ab, wie viel eigenen Spielraum der größere Partner Booz dem kleineren Partner ME einräumt. Zurzeit diskutieren laut Manager-Magazin die ME-Partner noch darüber, in welcher Form ME in die Booz-Welt eingegliedert werden könnte und ob die Marke unter Booz bestehen bleibt.
(01|2013) Quelle: Manager-Magazin