Im kommenden Schuljahr, berichtet der NDR, werden in Niedersachsen rund 32.000 Schülerinnen und Schüler zusätzlich eingeschult werden. Um die dafür notwendigen 730 Lehrerstellen besetzen zu können, arbeite das Land mit bis zu 400 Euro Prämie für neue Lehrkräfte sowie einem erleichterten Zugang für Quereinsteiger, Studierende und Pensionäre sowie Veränderungen bei der Lehrkräfteausbildung. Außerdem beteiligt sich das Land an den Umzugskosten von Lehrkräften.
Verdrängungswettbewerb unter den Ländern
Damit wirft sich Niedersachsen in einen Wettbewerbs-Kampf um Lehrkräfte, der auch in allen anderen Bundesländern gekämpft wird. Wie das Deutsche Schulportal berichtet, ist seit einer Abfrage der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Lehrerbedarf in den Ländern im März 2022 klar, dass sich das Problem des Lehrermangels nicht allein durch Aufstockung der Studienplätze lösen lässt. Nach der KMK-Prognose fehlen bis 2035 vor allem Lehrkräfte in der Sekundarstufe I und in der beruflichen Bildung. Schon jetzt könnten viele Schulen ihren Bedarf nicht mit ausgebildeten Fachkräften decken, weshalb viele Länder auf Quereinsteiger setzten.
Wenigstens die Kernfächer abdecken
Von einer „Notsituation“ sprach die Erziehungswissenschaftlerin Felicitas Thiel in der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Die Lage ist dramatisch, das zeigen die Zahlen aus fast allen Bundesländern – immer wieder fällt Unterricht aus, weil Lehrkräfte fehlen.“ Es müsse deshalb priorisiert werden: „Es muss sichergestellt sein, dass die Kernfächer abgedeckt sind“, sagte Thiel der Zeitung. „So könnte ein Lehrer, der Sport und Mathe unterrichtet, seine Mathestunden aufstocken.“ Als weitere Sofortmaßnahmen gegen den Unterrichtsausfall nennt Thiel weniger Teilzeitoptionen für Lehrer und eine Erhöhung der Klassengröße.
Tausende offene Stellen
Eine Übersicht über die Maßnahmen der Bundesländer gegen den Lehrermangel hat „Das deutsche Schulportal“ zusammengestellt. Danach habe es beispielsweise in Baden-Württemberg kurz vor dem Schulstart am 13. September 2021 noch mehr als 600 offene Stellen an Schulen gegeben. Zum gleichen Zeitpunkt waren in Nordrhein-Westfalen noch rund 3.600 Stellen unbesetzt. Bei der Einstellung von Quereinsteigern, die ohne eine abgeschlossene Lehramtsausbildung in den Schuldienst aufgenommen wurden, sei Berlin trauriger Spitzenreiter gewesen, schreibt das Portal, denn dort mussten in diesem Schuljahr rund 60 Prozent der Neueinstellungen über den Quereinstieg abgedeckt werden.
Quellen: NDR, Deutsches Schulportal