ChatGPT: KI als Ghostwriter

Die KI-Anwendung ChatGPT schreibt schon heute erstaunlich gute Aufsätze - und wird in den USA bereits von den ersten Schulen und Hochschulen verbannt. Spuckt der virtuelle Ghostwriter bald Studienarbeiten auf Knopfdruck aus?

Foto von Alex Knight: https://www.pexels
Foto von Alex Knight: https://www.pexels

Kaum ein Thema wird derzeit so heiß diskutiert, wie ChatGPT, eine KI-Software, die auf Knopfdruck offenbar mühelos Zeitungsartikel in Gedichte verwandelt, Werbetexte schreibt oder Gesetzesentwürfe formuliert. Auch in der Schule oder an der Uni schlägt sich die Künstliche Intelligenz erfolgreich: „ChatGPT schafft keine Bestnoten, kommt aber solide durch“, sagte Olaf Groth, Professor an der U.S. Elite-Universität Berkeley in Kalifornien kürzlich im Handelsblatt. Auch die Zulassungsprüfung für angehende Ärztinnen und Ärzte in den USA, einen Abschlusstest an der Wharton Business School oder diverse Examen der University of Minnesota Law School bestand die KI schon ohne Probleme, berichtet das Schweizer Newsportal 20min.ch.

Bescheidener BOT, ohne eigene Meinung

Doris Weßels, Professorin für Wirtschaftsinformatik an der FH Kiel, hat die Software kürzlich gebeten, sich selbst vorzustellen. Ganz bescheiden weist der Bot dabei auf seine eigenen Grenzen hin: „Ich bin in der Lage, auf Fragen und Anfragen in verschiedenen Sprachen zu antworten und Informationen bereitzustellen. Ich kann auch in der Lage sein, kleine Unterhaltungen zu führen und menschenähnliche Antworten zu geben. Ich bin jedoch keine echte Person und habe keine persönlichen Erfahrungen oder Meinungen. Mein Wissensstand ist auf das Jahr 2021 beschränkt und ich habe keine Möglichkeit, aktuelle Ereignisse zu verfolgen oder neue Informationen zu erhalten. Ich bin lediglich ein Computerprogramm, das darauf ausgelegt ist, Informationen bereitzustellen und zu versuchen, auf Fragen und Anfragen so gut wie möglich zu antworten.

Schöner schreiben dank KI?

Ist eine KI-Software wie ChatGPT eine nützliche Hilfe, um bessere wissenschaftliche Texte zu verfassen? Oder eine Bedrohung für Vielfalt, gründliche Recherche und kritisches Denken? Professor Weßels, zugleich Initiatorin und Leiterin der Fachgruppe „KI und Academic Writing“ beim KI-ExpertLab Hochschullehre hat die Software einfach selbst befragt. Die beeindruckenden Antworten hat sie kürzlich in einem Blog-Beitrag des Hochschulforums Digitalisierung veröffentlicht.

•    Vorteile: 
ChatGPT biete die Möglichkeit, akademische Schreibprozesse zu vereinfachen und zu verbessern, indem es Benutzern dabei helfe, ihre Ideen zu strukturieren und zu formulieren. Zudem mache das Programm oft sinnvolle Vorschläge für mögliche Änderungen in puncto Stil oder Grammatik, sagt die KI über sich selbst.

•    Nachteile und Gefahren:
Chatbots können keine tiefgreifenden Analysen oder kritische Reflexion durchführen, die für akademische Arbeiten oft erforderlich sind. Möglicherweise seien sie auch nicht in der Lage, die kulturelle und sprachliche Vielfalt von Menschen zu berücksichtigen. „Es ist wichtig, dass Schüler und Studenten lernen, ihre Gedanken und Ideen in ihrer eigenen Sprache und ihrem eigenen Stil auszudrücken, und Chatbots können diese Fähigkeit möglicherweise nicht unterstützen“, antwortet ChatGPT wörtlich. Fraglich sei, ob Chatbots die komplexen Anforderungen und Standards von akademischen Arbeiten angemessen berücksichtigen. „Sie können kein Ersatz für gründliche Recherche, tiefgreifende Analyse und kritische Reflexion darstellen“ – findet ChatGPT! Last but not least gebe es Bedenken hinsichtlich der Datenschutz- und Sicherheitsaspekte von Chatbots. 

Wie sinnvoll sind Verbote?

Die Fähigkeiten von ChatCPT und seinen schlauen KI-Kollegen wie Imagen, Dall-E oder Lamda, sind vielen Bildungsexperten unheimlich. In New York wurde ChatGPT an allen Unis und Schulen Anfang 2023 vom Institut für Bildung offiziell verboten. Auch in der Schweiz erwägen verschiedene Hochschulen neue Regeln zum Umgang mit KI. In Frankreich hat das renommierte Pariser Institut für Politikwissenschaft Sciences Po den Einsatz von ChatGPT komplett untersagt. Wer dagegen verstosse, müsse schlimmstenfalls sogar mit einem Studienverbot rechnen, berichtet 20min.ch online.

Für Professor Doris Weßels lässt sich das Rad dagegen sich nicht zurückdrehen. KI-Sprachmodelle und -systeme seien bereits ein Faktum im Bereich der Wissensarbeit, so die Digitalisierungsexpertin: "Eine Vogel-Strauß-Taktik seitens der Schulen und Hochschulen hält sie deshalb für verfehlt. "Wir benötigen ,grundsanierte' neue Lehr- und Lernsettings und müssen insbesondere unsere Lehr-, Lern- und Prüfungskultur an deutschen Schulen wie auch Hochschulen überdenken", schreibt sie in ihrem lesenswerten Blogbeitrag: "Wir stehen erst am Anfang – und leider oder gottseidank nicht am Ende!"

Quellen: Hochschulforum Digitalisierunghandelsblatt.com (paywall)tn3.de20min.ch

tn3.de