Die Pest des 21. Jahrhunderts: Meetings

Jour fixe hier, Strategiemeeting dort. Gefolgt von Workshops, Team-Calls, Brainstorming-Come-togethers, Abteilungsrunden… – Beschäftigte verbringen tagein, tagaus unendlich viel Zeit in und mit Besprechungen. Korn Ferry hat sich mal in Unternehmen umgehört, für wie produktiv Mitarbeiter den Meetingwahn halten.

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Dafür hat der Headhunter knapp 2.000 Beschäftigte in den USA befragt. Auch wenn die Studie die Verhältnisse in US-amerikanischen Unternehmen widergeben, dürfte man in hiesigen Firmen wohl zu ähnlichen Ergebnissen kommen: Zu viele Meetings halten von produktiver Arbeit ab, schreibt Korn Ferry.

So finden 67 Prozent der Befragten, dass die viele Zeit in Meetings und mit Telefonaten sie davon abhält, was im Job getan zu bekommen und wirklich was zu reißen. Gerade mal jeder Zehnte gibt an, dass alle seine Besprechungen produktiv seien. Jeder dritte verbringt pro Woche zwischen zwei und fünf Stunden mit wirklich nutzlosen Gesprächen. Trotzdem sagt mehr als jeder dritte nicht ab, wenn ein Meeting ansteht, von dem er von vornherein weiß, dass es nicht produktiv sein wird.

Befragt nach der besten  Methode für gute Arbeitsergebnisse nennen zwei Drittel das Vier-Augen-Gespräch mit Kollegen. 20 Prozent halten das ungestörte Arbeiten für noch hilfreicher. Und nur für 16 Prozent sind Meetings die effektivste Form, mit der Arbeit voranzukommen.

Das Newsportal t3n gibt, passend zum Thema, einen ganz interessanten Tipp für Meetings, der bewirken soll, dass alle Beteiligten im Termin wirklich voll bei der Sache sind und gedanklich nicht noch andere Dinge durchkauen, die sie gerade beschäftigen. Das Buch „Future Fit Company“ empfiehlt vorab sogenannte Check-ins. Jeder Teilnehmer erhält zu Beginn des Meetings ein paar Minuten, in denen er kurz (und freiwillig) erzählen kann, was ihn gerade umtreibt und nicht aus dem Kopf geht. Die Idee dahinter: Wer sich so von seinem aktuellen gedanklichen Ballast „befreit“ hat, kann sich besser aufs anstehende Thema im Meeting konzentrieren.

Bei den Check-ins kommt es nicht darauf an, dass andere eine Lösung parat haben (wenn doch etwas dabei herumkommt, umso besser). Man soll sich belastende, ablenkende Gedanken von der Seele zu reden. Durchs Aussprechen spuken sie nicht länger im Kopf herum. Wichtig: Das Ganze, so schreibt t3n, sollte insgesamt nicht länger als fünf bis 15 Minuten dauern (Moderator kann da nützlich sein), unbedingt freiwillig sein und nur in diskreten und loyalen Teams zum Einsatz kommen.

Jobguide-Meinung: Einen Versuch ist es mal wert. Vielleicht geht das eine oder andere Meeting so schneller und produktiver über die Bühne. Aber Achtung bei notorischen Labertaschen. Sie könnten die Aufwärmphase als Aufforderung verstehen, Nebenkriegsschauplätze aufzumachen. Das würde das Meeting dann nur verschlimmbessern.

 

Quelle: t3n, Kornferry