Die zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft lässt Beratungshäuser landauf, landab mit neuen Geschäftsmodellen, neuen Organisationsmodellen und Methoden experimentieren: McKinsey eröffnete Anfang 2015 ein Digital Lab in Berlin, The Boston Consulting Group (BCG) ging bereits Anfang 2014 mit dem Ableger BCG Digital Ventures an den Start und auch Deloitte gründete für seine Digitaltochter im Herbst 2014 eine eigene GmbH. Die Hoffnung dahinter: Die Consultinghäuser wollen mit der Erweiterung ihrer Kompetenzen als Mittler zwischen den traditionellen und potentiellen zukünftigen Geschäftsmodellen wahrgenommen werden. Hintergrund ist unter anderem der zunehmende Wettbewerbsdruck: Große Unternehmen bauen eigene Strategieabteilungen auf. Auch die großen Datenanbieter wie Google werden durch ihre komplexen Auswertungen auf einen Klick für die Beratungshäuser zu Konkurrenten. Hinzu kommen Start-ups, die mit mehr oder weniger durchdachten Business Plänen neue Dienstleistungen am Markt austesten.
Mit ihren Digitaltöchtern haben die großen Beratungen auch ihre Bezahlmodelle verändert. Statt Honorare abzurechnen, gehen sie jetzt auch schon mal ins Risiko und beteiligen sich an den neuen Geschäftsmodellen. Zudem werden die Beraterteams bunter. Je nach Bedarf des Kunden kommen neben Strategen und Analysten auch Software-Ingenieure, Programmierer und Designer zum Einsatz.
Gleichzeitig bietet die Digitalisierung mit ihren neuen Tools zur Datenanalyse auch kleineren spezialisierten Beratungshäusern, die bei Investitionen nicht mit zweistelligen Millionenbeträge mithalten können, neue Möglichkeiten. Denn trotz Big Data und Software Tools ist es immer noch der Berater, der den eigentlichen Mehrwert aus der Analyse holt – und das gerade für kleinere Unternehmensberatungen eine Chance zur Differenzierung.
Quelle: Handelsblatt, 15. April 2015