Mit klassischer Personalberatung lässt sich in Deutschland derzeit gutes Geld verdienen. Dieses Fazit zog der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU), der wie jedes Jahr das Who is Who der deutschen Headhunterszene auf den Petersberg nach Bonn einlud, um die frohe Botschaft zu verkünden:
Eine BDU-Umfrage unter 300 Personalberatungsgesellschaften hatte ergeben, dass die Auftragsbücher dank guter Konjunktur und stabilem Arbeitsmarkt voll sind. Vor allem die Nachfrage nach Kandidaten, die sich mit moderner IT-Technik und den Spielregeln der digitalen Wirtschaft auskennen, ist enorm gestiegen. Insgesamt besetzten die Headhunter im vergangenen Jahr 53.500 Stellen mit Fach- und Führungskräften, wobei der Großteil der vermittelten Kandidaten zwischen 75.000 und 250.000 Euro im Jahr verdiente.
Auf dem Personalberatertag wurde aber auch deutlich: Der Druck auf die Branche wächst und kommt gleich von mehreren Seiten. Im Feld des klassischen Executive Search – also der Direktansprache von Topkräften per Telefon oder im persönlichen Gespräch – geraten die Headhunter immer stärker unter Preisdruck. Die Höhe ihrer durchschnittlichen Provision sank von zuletzt 27 Prozent weiter auf 25,5 Prozent des durchschnittlichen Zieleinkommens der vermittelten Person. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Eilaufträge zu. Die Auftraggeber wollen in immer kürzerer Zeit Top-Kräfte präsentiert bekommen. Dabei ist die Wechselbereitschaft bei den Kandidaten derzeit so niedrig wie noch nie. Als einer der Gründe hierfür führt der BDU ausgerechnet die gute Konjunktur an, die bislang traditionell eher immer dafür stand, dass Fach- und Führungskräfte offener auf Jobangebote reagierten. Der Trend, sich nach einer besser austarierten Work-Life-Balance zu sehnen und dafür lieber auf ein Quentchen mehr an Status, einen schickeren Titel oder auch mehr Geld zu verzichten, wirkt sich mehr und mehr auch auf die Arbeit der Personalberater aus. Sie müssen immer mehr Überzeugungsarbeit leisten, weil auch immer mehr Manager für eine paar Tausend Euro mehr und einen schickeren Titel nicht ihre Familie umtopfen möchten.
Sorgen müssen sich die Headhunter vor allem aber wegen der steigenden Zahl an Wettbewerbern machen: Bei der BDU-Umfrage gaben 87 Prozent der Personalberater an, dass die Unternehmen in Zukunft verstärkt in Eigenregie – mittels Active Sourcing über Online- und Social Media-Plattformen – auf Kandidatensuche gehen werden, zumindest auf der Spezialisten- und unteren Führungsebene.