Herr Penning, wie steht es aktuell um die Jobchancen von Einkäufern?

Bestens. Die Einkäufer gehören zu den wenigen Berufsgruppen, die von der Krise eher profitiert haben. Wenn die Umsätze sinken, sind sie die letzten, die noch Geld für notwendige Investitionen freischaufeln können. Aber auch schon vor der Krise hatte der Einkauf erheblich an Bedeutung gewonnen. Je globaler die Wirtschaft wird und je individueller die Kundenwünsche, umso mehr sind Experten gefragt, die wissen, wo sich was weltweit am besten herstellen, entwickeln oder beschaffen lässt.

Welche Einkaufsspezialisten sind zurzeit besonders gefragt?

Unternehmen suchen zurzeit vor allem Fachkräfte für ernteabhängige Rohstoffe und Materialen, Leute, die Preiskalkulation beherrschen und Hedging-Experten, die sie gegen Währungsrisiken absichern. Bei den Führungskräften sind vor allem strategische Einkäufer und Einkaufsleiter mit internationaler Erfahrung und Methodenkompetenz gefragt. Besonders begehrt sind auch Einkäufer, die wissen, wie man Lieferanten systematisch aufbaut und managt.

Warum sollten sich Hochschulabsolventen für den Einkauf entscheiden?

Junge Leute, die Karriere machen wollen, sind im Einkauf bestens aufgehoben. Erstens: Anders als in Marketing und Vertrieb ist die Konkurrenz hier noch überschaubar. In Deutschland gibt es bislang nur 19 Universitäten und 23 Fachhochschulen, die Akademiker speziell für den Einkauf ausbilden. Zweitens: Keine andere Funktion hat bei Vorständen und Geschäftsführern in den letzten Jahren so rasant an Ansehen gewonnen. Wer die Topetage auf sich aufmerksam machen will, hat als Einkäufer beste Chancen aufzufallen. Drittens: Der Nachholbedarf an akademisch ausgebildetem Personal ist in vielen Unternehmen enorm. Wer in seinem Job etwas bewegen will, für den ist das Beschaffungswesen und Supply Chain Management die ideale Spielwiese.

Woran erkennen Sie als Personalberater einen guten Einkäufer?

Neben Fach- und Methodenkompetenz müssen Einkäufer ein breites Spektrum an Verhaltensmustern mitbringen. Um mit Lieferanten tragfähige Beziehungen aufbauen zu können, müssen sie kooperativ sein, sich aber auch im entscheidenden Moment durchsetzen können. Sie brauchen ein Gespür für Zahlen, müssen strategisch denken und Geschäftsstrategien im Sinne des Unternehmens umsetzen können.

Julia Leendertse (7. Juli 2010)