Um es gleich vorwegzunehmen: Einzelhändler sind aus Beratersicht keineswegs Traumkunden: In der Regel arbeiten sie nicht besonders gerne mit Consultants zusammen, zahlen nur schleppend und drehen jeden Cent dreimal um. Wenn die Margen mal nicht stimmten, schraubten viele Einzelhändler in der Vergangenheit jahrzehntelang einfach an der Preisschraube, verlangten ihren Lieferanten noch mehr Leistung für noch weniger Geld ab. Selbst aber scheuten sie sich häufig, ihre Hausaufgaben zu machen. Vor allem in puncto Innovation.
Umso überraschender ist das Ergebnis einer Topmanagerumfrage des britischen Marktforschers Source for Consulting. Das auf die Beobachtung der globalen Beratermärkte spezialisierte Haus geht davon aus, dass der Einzelhandel 2014 auf einen Schlag zu einem der wichtigsten Schlüsselmärkte im Consulting-Business mutieren könnte. Dabei trug der Wirtschaftszweig 2013 gerade einmal erst 0,5 Prozent zum globalen Beratermarkt bei. Doch die rasant vonstatten gehende Verschiebung des Konsumentenverhaltens von der Offline- in die Onlinewelt stellt derzeit keine zweite Branche weltweit vor ähnlich große Herausforderungen. Fazit: Der Kosten-, Effizienzdruck und Innovationsdruck ist im Einzelhandel mittlerweile so groß, dass den Konzernen nichts anderes mehr übrig bleibt, als mehr Projekte mit mehr Beratern einzuplanen.
Der britische Marktforscher fragte Ende 2013 die Auftraggeber von Beratern aus multinationalen Konzernen nach ihren Consultingplänen für die kommenden zwölf Monate. Über alle Branchen hinweg gaben etwa 48 Prozent der befragten Beratungskunden weltweit an, 2014 ihre Beratungsaktivitäten intensivieren zu wollen. Im Einzelhandel jedoch waren es – so Source for Consulting – diesmal gleich 85 Prozent, die angaben, mehr Initiativen in puncto Kostensenkung, Produktivitätsverbesserungen oder auch Veränderungsprojekte als Reaktion auf neue regulatorische Anforderungen vor der Brust zu haben. 65 Prozent sagten, sie würden 2014 deshalb auch ihr Beraterbudget anheben.