Diese Entwicklung zeige die Umkehr der großen Wirtschaftsprüfungen zurück zu den Verhältnissen vor dem Zusammenbruch von Enron. Damals hatten die Prüfer von Arthur Anderson auf Bestrebungen der hauseigenen Berater nicht so genau in die Bücher geschaut, bis das Kartenhaus in sich zusammenfiel – und Enron in die Pleite schlidderte. Danach kam der Sarbanes-Oxley-Act von 2002 und die Prüfer trennten sich von ihren Beratungssparten.
Jetzt argumentieren die Prüfer, dass man ohne Beratung keine Toptalente mehr für sich gewinnen könne, und dass die Gefahr von Interessenskollisionen nicht gegeben sei, weil die meiste Beratungsarbeit für Unternehmen gemacht werde, die nicht gleichzeitig geprüft würden. Von öffentlicher Seite blieb Widerspruch gegen diese Argumentation bislang weitgehend aus. Jetzt jedoch warnte in den USA Steven Harris, Mitglied der amerikanischen Prüferaufsicht PCAOB, davor, dass die umfangreichen Fusionsaktivitäten innerhalb der Wirtschaftsprüferszene und auf der Schnittstelle zur IT- und Unternehmensberatung das Verhältnis zwischen den großen Prüfungsgesellschaften und ihren Unternehmensmandanten noch komplizierter machen würden. „Wenn die großen Firmen weiter wachsen und diversifizieren, müssen sie nicht nur sicherstellen, dass ihre Prüfungseinheiten absolut unabhängig sind“. Allein in den letzten 18 Monaten hätten die Big Four 36 Übernahmen angekündigt. KPMG habe einen 100-Millionen-Dollar schweren Investment Fonds speziell für Big Data und Analytics aufgelegt. Die zu beobachtenden Expansions- und Diversifizierungsaktivitäten führten zu noch komplexeren Verflechtungen in der Beziehung zwischen den größten Wirtschaftsprüfungen und ihren Kunden, sagte Harris. Er äußerte Befürchtungen, dass langfristig die Qualität der Prüfberichte in Gefahr geraten könne.
Quelle: Wall Street Journal, 25. November 2013