Für die rund 1.000 Mitarbeiter des FinTechs Bitpanda ist die Familienplanung neuerdings kinderleicht. Seit April gewährt die Krypto-Plattform allen frischgebackenen Eltern auf Wunsch eine 20-wöchige, voll bezahlte Elternzeit – unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Familienform. Nicht nur leibliche Mütter oder Väter können die Babypause beantragen, sondern auch Adoptiveltern oder gleichgeschlechtliche Partner.
So offen und fortschrittlich wie bei Bitpanda geht es noch längst nicht überall zu. Zusammen mit der Vorfreude stellt sich deshalb oft ein mulmiges Gefühl ein, wenn die Schwangerschaft feststeht. Wie geht es beruflich jetzt weiter und wie kommuniziere ich die frohe Botschaft in der Firma, lauten typische Fragen für Mamas in spe.
Abwarten erlaubt!
Gut zu wissen: Wer lieber in Ruhe die ersten zwölf Wochen, das bevorstehende Gehaltsgespräch oder eine angekündigte Beförderung abwarten möchte, darf schweigen. Das Gesetz nennt keinen konkreten Zeitraum, innerhalb dessen man den Arbeitgeber über die Schwangerschaft informieren muss, erklärt Arbeitsrechtlerin Barbara Förster im Handelsblatt.
Die Kehrseite der Medaille: Gesetzliche Schutzvorschriften für Schwangere gelten erst dann, wenn der Arbeitgeber eingeweiht ist. Dazu zählen insbesondere, berufsspezifische Beschäftigungsverbote sowie der sechswöchige Mutterschutz vor der Geburt. Der Kündigungsschutz greift dagegen auch rückwirkend, sofern der Arbeitgeber binnen zwei Wochen nachträglich über die bestehenden Schwangerschaft informiert wird.
Die Stunde der Wahrheit
Wer aufgrund von Schwangerschaftsbeschwerden oft ausfällt, fährt oft besser, wenn er den Vorgesetzten und die unmittelbaren Kollegen bereits früh einweiht, anstatt jeden Tag neue Ausreden zu erfinden. Spätestens, wenn die Schwangerschaft sichtbar wird, empfiehlt sich Offenheit, um Tratsch zu vermeiden und nette Kollegen nicht zu brüskieren.
Auch für die Karriere ist eine offene, geordnete Kommunikation meist von Vorteil. Karrierecoach Nane Nebel empfiehlt, die Schwangerschaft ähnlich wie ein berufliches Projekt anzugehen. Das heißt:
Zuerst den direkten Vorgesetzten informieren
Gemeinsam überlegen, wer noch Bescheid wissen sollte
Aufgabenverteilung und Vertretungen während Schwangerschaft, Mutterschutz und Elternzeit gemeinsam frühzeitig planen.
Was, wenn der Chef mault?
Nicht immer reagieren Vorgesetzte begeistert –
beispielsweise, weil sie der schwangeren Mitarbeiterin gerade erst ein wichtiges Projekt übertragen oder eine teure Weiterbildung bewilligt haben. Karriereberaterin Nebel rät ruhig zu bleiben und das Gespräch höflich, aber direkt zu beenden. Zum Beispiel so: „Ich sehe, dass Sie meine Neuigkeiten erst einmal verdauen müssen. Vielleicht setzen wir uns einfach in drei Tagen noch mal zusammen?“ Mit etwas Bedenkzeit reagiert der Chef beim nächsten Treffen hoffentlich professioneller.
Wiedereinstieg vorbereiten
Wer Sorge hat, als junge Mutter karrieretechnisch im Abseits zu landen, für den hat Rechtsanwältin Sandra Runge ein paar sinnvolle Tipps parat. Im Interview mit der FAZ empfiehlt sie:
vor der Babypause Zwischenzeugnis erstellen lassen. Dabei die aktuelle Stelle und Position genau beschreiben lassen.
Zusagen wie „Kein Problem, dass Sie später Teilzeit arbeiten“ schriftlich festhalten.
Rechtsschutzversicherung abschließen
drei bis vier Monate vor dem Wiedereinstieg um ein persönliches Gespräch beim Arbeitgeber bitten.
Rechtzeitig mit dem Partner besprechen, wie man sich Elternzeit und Wiedereinstiege vorstellt. Gemeinsame Vereinbarungen idealerweise auch schriftlich festhalten.
Quellen: Anwalt.de, Bitpanda.com, FAZ.net,Handelsblatt.com