Mit frechen Werbekampagnen etwa für die Biermarke Astra sorgte die Hamburger Werbeagentur Philipp und Keuntje mit ihren 200 Mitarbeitern immer wieder für Furore in der Öffentlichkeit. Jetzt hat die doppelt so große und eher brave Kommunikationsagentur Fischer-Appelt den klassischen Werber aufgekauft.
Mit dieser Übernahme schiebt sich die ehemalige PR-Agentur Fischer-Appelt, die in den vergangenen Jahren ihr Portfolio in Richtung Digital- und Content Marketing erweitert hat mit 500 Mitarbeitern und rund 58 Millionen Euro auf Platz drei der inhabergeführten Agenturen in Deutschland – nach Serviceplan und Jung von Matt.
Damit geht der Ausverkauf der Dienstleister weiter, das Feld der inhabergeführten Agenturen lichtet sich. Das Handelsblatt sieht drei Trends: Szenario Nummer eins ist der Verkauf deutscher inhabergeführter Agenturen an internationale Werbe-Networks. So kaufte die weltgrößte Agentur, der britische Werbekonzern WPP, beispielsweise Scholz & Friends, die Hirschen Group und Thjnk. Die amerikanische Werbeholding Omnicom verleibte sich die Kreativagentur Heimat und die Digitalagentur Torben Lucie und die gelbe Gefahr ein. Die amerikanischen Werber Interpublic kauften Grimm Gallun Holtappels (GGH).
Szenario Nummer zwei ist, dass gut strukturierte, aber wenig kreative Beratungshäuser in der Agenturszene auf Shoppingtour gehen. So kaufte Accenture Sinner-Schrader sowie die Werbeagentur Kolle Rebbe, IBM erwarb über die Digitaltochter IBM Interactive Experience die Berliner Agentur Aperto.
Mit der Übernahme von Philipp und Keuntje will Fischer-Appelt den Beweis antreten, dass es auch ein drittes Szenario gibt: Deutsche Inhaberagentur kauft deutsche Inhaberagentur und bleibt für die Werbekunden „nahbar“, also ein Dienstleister mit kurzen Entscheidungswegen, ohne vorherige Rücksprache mit einer Holding im Ausland halten zu müssen. Gleichzeitig operiert das Haus international: 20 Prozent des Umsatzes macht Fischer-Appelt mittlerweile jenseits deutscher Grenzen – mit eigenen Niederlassungen in New York und Katar.
Quellen: Handelsblatt, 27. März 2019