Gründungsquoten 2020: Frauen gründen trotz Corona

Im Corona-Jahr 2020 ist die Anzahl der Unternehmensgründungen in Deutschland zwar gesunken. Allerdings haben sich vor allem männliche Gründer zurückgehalten. Die Gründungsquote bei den Frauen erwies sich dagegen als erstaunlich krisenfest. Jetzt herrscht nahezu Gleichstand.

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Haben Mädels die besseren Nerven? Diesen Schluss legt eine aktuelle Auswertung des deutschen Gründungsgeschehens jedenfalls nahe. Laut Global Entrepreneurship Monitor (GEM) blieben in Deutschland Gründungen von Frauen während der COVID-19-Pandemie stabil. Viele männliche Gründer legten ihre Pläne aufgrund von Corona dagegen erstmal auf Eis. Das zeigt ein aktueller Länderbericht zum GEM. Das RKW Kompetenzzentrum hat darin die Daten für Deutschland genauer analysiert.

Rückläufige Gründungszahlen

Insgesamt sank die Gründungsquote in Deutschland danach im Jahr 2020 auf 4,8 Prozent. Damit liegt sie unter den Wert von 2018 und weit unter dem Niveau von 2019. Im Jahr vor Corona hatte das Gründungsgeschehen in Deutschland mit 7,6 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht. Die Gründungsquote (Total early-stage Entrepreneurial Activity TEA) erfasst den Prozentanteil der erwachsenen Bevölkerung (18–64 Jahre) , die während der letzten 3,5 Jahre ein Unternehmen gegründet haben oder gerade dabei sind.

Stabile Frauenquote

Bemerkenswert ist die unterschiedliche Tendenz bei den Geschlechtern: Bei den Männern hat sich die Gründungsquote 2020 von 9,1 auf 5,1 % nahezu halbiert. Mit einem Rückgang von nur 1,3 Prozentpunkten erwies sich die Gründungsquote der Frauen dagegen als deutlich krisenfester. Sie sank 2020 von 5,7 auf 4,4 Prozent. Somit ist das Verhältnis von weiblichen und männlichen Gründenden in Deutschland erstmals seit langer Zeit nahezu ausgeglichen.

Kein Zufall

Der Langzeitvergleich zeigt: Auch während der Finanzkrise 2008/2009 blieben die Gründungszahlen der Frauen stabil, während sie bei den Männern stark einbrachen. „Offenbar scheinen sich Frauen schneller auf die neuen Krisenbedingungen eingestellt zu haben als Männer“, heißt es dazu in der Studie. So haben Gründerinnen 2020 häufiger als Gründer Geschäftsmodellanpassungen vorgenommen. Allerdings gründen Frauen besonders oft im Dienstleistungsbereich und mussten deshalb zwangsläufig auf Covid-19-Beschränkungen reagieren.

Welt retten ist Männersache

Ein Blick auf die Gründungsmotive widerlegt Geschlechter-Klischees. Demnach sind Wohlstand und ein hohes Einkommen bei beiden Geschlechtern das zweitwichtigste Gründungsmotiv, deutlich vor dem Wunsch, die Welt zu verändern. 45 % der Gründer und sogar 61 % der Gründerinnen nennen Geld als wichtiges Motiv. Deutlich weniger, nämlich jeweils rund 40 Prozent, wollen mit ihrer Gründung die Welt verbessern. Sowohl Söhnen als auch bei Töchtern scheint das Gründergen in die Wiege gelegt. 58 Prozent aller Gründer und sogar 68 Prozent aller Gründerinnen geben das Fortführen einer Familientradition als Hauptmotiv an – bei beiden Geschlechtern also Platz 1.

 

Quelle: RKW Bericht