Bei Accenture kommen 30.000 Bewerbungen auf 1.200 Jobs, bei PwC 60.000 Bewerbungen auf 4.000 Stellen und McKinsey konnte 2016 sogar aus einem Pool von 16.000 Bewerbungen schöpfen, als es galt, 320 neue Stellen und 110 Praktikumsplätze zu besetzen. Die Beratungshäuser sind als Arbeitgeber heiß begehrt und legen dementsprechend bei der Auswahl ihrer neuen Mitarbeiter die Latte sehr hoch.
PwC etwa schleust Kandidaten zusammen mit 15 bis 20 Mitbewerbern durch ein Assessment-Center. Neben Einzelinterviews mit verschiedenen Fach- und Personalvertretern und einer Präsentationsaufgabe gehört zum eintägigen Auswahlprocedere auch das Lösen einer Fallstudie aus dem Berateralltag mit dazu. „Case-Studies sind für uns einfach der beste Weg, um die Arbeitspraxis in unserer Branche zu simulieren“, sagt Nadja Peters, die bei der Strategieberatung McKinsey für das Recruiting zuständig ist. Die Art und Weise, wie ein Kandidat an die Aufgabe herangeht, zeige, ob er analytisch vorgeht und strukturiert denkt – beides Grundvoraussetzungen, um im Beraterberuf erfolgreich zu sein.
Ausgerechnet die Unternehmen, die beim Auswahlverfahren besonders hohe Ansprüche an die Kandidaten stellen, geben potenziellen Bewerbern häufig gute Hilfen an die Hand, um sich auf das Bewerbungsverfahren vorzubereiten. BCG, McKinsey oder auch PwC laden Studierende zum Beispiel regelmäßig zu kostenlosen Bewerbungstrainings ein. Hier kann der Nachwuchs sich aus erster Hand über das Einstellungsverfahren und beliebte Fallstudien informieren.
Das alles hilft den Beratungshäusern, teure Fehlentscheidungen zu verhindern. Aber auch die Bewerber profitieren: Sie erfahren schon im Vorfeld, welche Erwartungen und Anforderungen an sie gestellt werden, was verhindert, dass sie später im Job dann doch frustriert kündigen. Ein schwieriges Vorstellungsgespräch ist ein guter Indikator für die spätere Zufriedenheit im Job. Die Karriereplattform glassdoor.com analysierte 154.000 Bewertungen und kam zu dem Schluss, dass auf einer Skala von eins (sehr leicht) bis fünf (sehr schwierig) Gespräche auf der Stufe vier später die höchste Mitarbeiterzufriedenheit brachten.
Quelle:Handelsblatt, 11. November 2016