Wer gerne kocht, kennt das: Man hält sich ans Rezept und hat anschließend den Kühlschrank voll, weil die benötigten Mengen im Rezept mit den Verpackungseinheiten im Supermarkt selten übereinstimmen. Die überzähligen Reste aus den packungen landen dann oft im Müll. Hier setzt der Kochbox-Lieferant Hellofresh an: Er liefert das Rezept samt exakt abgemessener Zutaten. Der Shutdown, aber auch ein Umdenken der Verbraucher hat dem börsennotierten Unternehmen aus Berlin im ersten Quartal 2020 erstmals einen Gewinn von fast 40 Millionen Euro und 1,2 Millionen neue Kunden beschert.
Boom durch die Corona-Krise
Für die Berliner, die in zwölf Ländern auf drei Kontinenten aktiv sind, zahlen sich jetzt die hohen Investitionen in die Digitalisierung des Lieferantenportals aus, über das es die Zutaten für die Boxen bestellen und Vorräte kontrollieren kann. Notwendig war das durch den coronabedingten Zulauf geworden: Mehrere Tage konnte Hellofresh nicht einmal Neukunden aufnehmen und die Mitarbeiter mussten in Nachtschichten die Nachfrage bedienen. Schon 2019 war der Kochbox-Lieferdienst mit seinen bundesweit rund 2.000 Lieferanten bei einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro knapp am Break-Even. Für 2020 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzplus zwischen 40 und 55 Prozent und einer höheren Marge.
Neue Stellen, auch für Akademiker
Dabei profitiert das Unternehmen auch von der Pandemie: Die sonst eher trägen Kunden haben gelernt, neue Geschäftsmodelle auszuprobieren – und dürften dabeibleiben. Hinzu kommt ein Umdenken: Schon vor Corona wurde in Deutschlands Haushalten das Abendessen zu 75 Prozent zuhause gekocht und genossen. Dabei denken die Konsumenten mittlerweile von Abendessen zu Abendessen mit frischen Zutaten, statt Vorräte für eine ganze Woche einzukaufen. Corona hat bewiesen, dass sich alles bequem für den täglichen Kochevent online bestellen lässt – ohne überzählige Zutaten. Der steigenden Nachfrage kann Hellofresh mit seinem Geschäftsmodell ohne Probleme nachkommen. Helfen sollen auch neue Mitarbeiter: Allein in Deutschland sucht das Unternehmen mehr als 60 neue Kollegen vom Marketing über Customer Relationship Manager bis hin zum IT-Spezialisten für das Backend.
Quelle: FAZ, FAZ, 6. Mai 2020, Printausgabe Seite 19