IDW will Frühwarnsystem für Krisen einführen

Klaus-Peter Naumann, Chef des Instituts der Wirtschaftsprüfer, plädiert dafür, dass seine Branche gesamtwirtschaftliche Risikoanalysen erstellt und sich so unternehmensübergreifend als Frühwarnsystem für Krisen positioniert.

„Wirtschaftsprüfer können Finanzkrisen weder verursachen noch verhindern“, sagte Klaus-Peter Naumann, Chef des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW), im Interview mit Wiwo.de. Aber sie könnten helfen, bei den Verantwortlichen in den Unternehmen und auch in der Aufsicht das Risikobewusstsein zu schärfen, wenn sich Rahmenbedingungen ändern. Als Lehre aus der letzten Finanz- und Wirtschaftskrise könne seine Zunft mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, indem der Berufsstand „regelmäßig gesamtwirtschaftlich relevante Risikoanalysen zu bestimmten Branchenentwicklungen“ veröffentlicht.

Mit unternehmensübergreifenden Trend-Reports könne die Wirtschaftsprüferbranche als Ganzes gezielt auf Risiken wie das Entstehen von Blasen in bestimmten Märkten oder die ökonomischen Folgen politischer Entscheidungen hinweisen. Trend-Reports könnten sich  zum Beispiel der Frage widmen wie sich das anhaltend niedrige Zinsniveau auf die Versicherungsbranche auswirke oder welche Risiken sich daraus für Unternehmen durch Pensionszusagen an Mitarbeiter ergeben. Nach der Finanzkrise hätten sich die Wirtschaftsprüfer bereits in die öffentliche Diskussion eingeschaltet. Damals hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble darauf beharrt, dass beim zweiten Rettungspaket für Griechenland auch die privaten Gläubiger einen Sanierungsbeitrag leisten sollten. Zu diesen privaten Gläubigern zählten vor allem Banken und Versicherungen, die in Folge Finanzanlagen im großen Stil abschreiben mussten. Die Konsequenzen für die betroffenen Unternehmen und deren Anleger seien von der Bundesregierung jedoch zunächst verneint worden, worauf sich das IDW eingeschaltet habe, um Analysten und Anleger rechtzeitig vor den Folgen der politischen Entscheidung zu warnen.