Die Zeiten, in denen indische IT-Konzerne über den Preis Aufträge ins Land holten, sind vorbei. Sie wollen die sprachlichen und kulturellen Barrieren zu Europa durch eine lokale Präsenz überwinden. Der indische IT-Dienstleister Wipro etwa hat bereits 1.000 Mitarbeiter in Europa, geleitet wird die Europa-Sparte vom ehemaligen T-Systems-Manager Ulrich Meister. Sein Ziel ist es, den Umsatz von derzeit 800 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2015/2016 um 35 Prozent zu erhöhen – weltweit macht der Konzern knapp sieben Milliarden Euro Umsatz.
Das soll neben mehr Aufträgen durch Zukäufe erfolgen. Hier spielt ihnen die zersplitterte deutsche und europäische IT-Landschaft in die Karten. Indische Firmen, schreibt das Handelsblatt, könnten eine Konsolidierungswelle auslösen. Wipro kooperiert schon mit der WHU Otto Beisheim School of Management, weitere Kooperationen mit anderen Hochschulen in Europa sollen folgen. Wipro ist dabei nicht der einzige indische IT-Dienstleister, der sich im europäischen Markt umtut: Ähnlich rührig sind auch TCS von der Tata-Gruppe und Infosys. Sie wollen in Europa einen Marktanteil von 20 Prozent erzielen. Eine Zielmarke, die die Inder in den USA schon erreicht haben. Diese Entwicklung wird aber auch kein Selbstläufer, schränken Experten ein. Zwar seien indische Konzerne in manchen Branchen wie der Autoindustrie und bei Banken schon selbstverständlich aktiv, aber bei Klienten im Gesundheitswesen oder der öffentlichen Hand dürfte noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten sein.
Quelle:Handelsblatt, 24. März 2015