Jobguide: Herr Montalbetti, wie schätzen Sie die Jobchancen von Beratern in der Finanzdienstleistung 2014 ein?
Montalbetti: Nach der allgemeinen, eher kurzen Durststrecke im Jahr 2013 nimmt die Zahl der Suchaufträge nach Fachexperten für den Finanzdienstleistungssektor im Beratungsmarkt wieder zu. In puncto Regulierung haben einige Banken Hausaufgaben liegen lassen, die sie jetzt – da die EZB genauer hinschaut – wohl oder übel angehen müssen. Auch der generelle Strukturwandel gewinnt 2014 an Fahrt. Das beschert den Beratungshäusern neue Aufträge.
Welche Spezialisten sind derzeit besonders gefragt?
Montalbetti: Experten für aufsichtsrechtliche Themen, für Risikomanagement und Gesamtbanksteuerung zum Beispiel. Die Banken haben aber auch weiterhin alle Hände voll zu tun, ihre Prozesse auf Effizienz zu trimmen. Mit dem Trend zur Digitalisierung hat sich das Kundenverhalten massiv verändert. Die Geschäftsmodelle gehören nicht nur vielfach auf den Prüfstand, sie machen auch eine grundlegende Transformation unausweichlich. Der Umbruch, der den Finanzdienstleistern ins Haus steht, ist mit dem des Einzelhandels vergleichbar. Ohne die Unterstützung externer Beratungsspezialisten werden diese Veränderungsprozesse nicht zu bewältigen sein. Hier sind Strategieberater, Organisations- und Prozessberater gleichermaßen gefragt.
Auch der Beratungsmarkt selbst befindet sich im Umbruch. Welchen Einfluss hat der harte Wettbewerb, den sich die verschiedenen Beratungsanbieter untereinander bieten, auf den Jobmarkt der Berater?
Montalbetti: Zurzeit wirkt sich der harte Wettbewerb belebend auf den Jobmarkt aus. Viele Beratungshäuser stocken personell weiter auf. Die Übernahme von Booz durch PwC und Monitor durch Deloitte setzt die Wettbewerber unter Zugzwang. Wer keine größeren Akquisitionen vornimmt, wirbt stattdessen ganze Teams oder einzelne besonders erfolgreiche Partner vom Wettbewerber ab.
Und wie steht es um die Wechselbereitschaft der Unternehmensberater?
Montalbetti: Ob sich ein Arbeitgeberwechsel für einen Berater lohnt oder nicht, wird immer mehr zur Frage des richtigen Zeitfensters. Wenn das richtige Angebot zum richtigen Zeitpunkt kommt, wechseln die Professionals heute sehr viel schneller als es früher der Fall gewesen wäre.
Ob sich ein Arbeitgeberwechsel für einen Berater lohnt oder nicht, wird immer mehr zur Frage des richtigen Zeitfensters. Wenn das richtige Angebot zum richtigen Zeitpunkt kommt, wechseln die Professionals heute sehr viel schneller als es früher der Fall gewesen wäre.
Woran liegt das?
Montalbetti: Die Bezahlung ist vergleichbar. Die einzelnen Hierarchiestufen, an denen der Aufstieg innerhalb einer Beraterkarriere festgemacht wird, sind von Haus zu Haus ebenfalls sehr ähnlich. Gleichzeitig fehlen in vielen Beratungsgesellschaften die Aufstiegschancen, weil entsprechende Positionen besetzt sind. Und wem die Aussicht auf Beförderung über einen gewissen Zeitraum verwehrt bleibt, dem öffnet sich der Weg in die nächste Hierarchiestufe nur mit einem Arbeitgeberwechsel.
Die Firmenkulturen der Beratungshäuser sind aber doch sehr unterschiedlich. Ist der Schritt in eine andere Kultur nicht schwierig?
Montalbetti: Ja, die kulturellen Unterschiede sind teilweise erheblich. Das ist nach wie vor ein Thema. Aber erstens gibt es Häuser, deren Kulturen vergleichbar sind und wo die Unterschiede bei einem Arbeitgeberwechsel nicht ins Gewicht fallen. Und zweitens ist davon auszugehen, dass Beraterkarrieren zukünftig noch flexibler werden. Kultur hin oder her.
Das Gespräch führte Julia Leendertse