Eines der spannendsten neuen Felder für Juristen ist die IT-Forensik. Für das neue Beratungsfeld gibt es derzeit noch nicht genügend Experten. Ein prominentes Beispiel sind die Paradise Papers. „Die riesigen Datenmengen ändern die Spielregeln, wie juristische Sachverhalte aufgeklärt werden“, sagt Personalberaterin Vanessa Wick von der Executive Search-Firma LAB & Company. Gefragt sind Juristen mit IT-Know-how und Wissen um Legal Tech. Doch nicht nur Juristen mit einem Hang zur IT haben zurzeit hervorragende Job- und Karrierechancen.
Denn der Bedarf an Juristen ist in der Wirtschaft derzeit generell hoch: Schließlich gehen die Baby-Boomer in Rente und die Unternehmen brauchen für sie Ersatz, weil sie entweder neue Rechtsabteilungen aufbauen oder die bestehenden erweitern. Wer sich dem Thema Compliance verschrieben hat, hat gute Karten. Wie wahrscheinlich eine Karriere auf den Chefsessel einer Rechtsabteilung führt, hängt davon ab, ob man sich bei einem großen Konzern oder einem Mittelständler bewirbt. Bei den mittelständischen Arbeitgebern sind die Chancen größer, weil Konzerne Chefpositionen üblicherweise mit Leuten aus dem eigenen Haus besetzen. Im Mittelstand sollten Juristen aber eine räumliche Flexibilität mitbringen, denn gerade die Hidden Champions finden sich häufiger in der Provinz und nicht in den Metropolen.
Auch wer nicht in eine Rechtsabteilung einsteigen will, kann sich entweder bei einer der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bewerben oder auf Selbstständigkeit setzen. Die großen Wirtschaftsprüfer stocken alle ihre Legal-Abteilungen auf und suchen daher auch händeringend juristischen Nachwuchs. Neben Erfahrung hilft hier Flexibilität und die passende Persönlichkeit. Als Selbstständiger gehört Flexibilität ohnehin zum Standardrepertoire. Hier bieten sich Jobs als Legal Interims an – also als Manager auf Zeit in Rechtsabteilungen. Viele Firmen müssen Stellen zeitweise besetzen und sind auf externe Kräfte angewiesen. Die Chancen stehen auch hier gut: Es gibt aktuell nur rund 100 Legal Interims bundesweit.
Quelle: Handelsblatt, 1. Dezember 2017, Printausgabe Seite 48