Das neue Institut hat seinen Sitz in Berlin und will zum weltweit ersten Think Tank für Wissensvermittlung in Unternehmen aufsteigen.
„In der Arbeitswelt veraltet das Wissen immer schneller, und die Konzerne brauchen Belegschaften, die nach einheitlichen Standards arbeiten und trotz der international unterschiedlichen Lernkulturen auch möglichst einheitlich ausgebildet werden“, sagte KPMG-Partnerin und Incore-Geschäftsführerin Nicole Gaiziunas der Wirtschaftswoche. Um praxisorientierte Bildungsforschung zu betreiben, werde Incore Wissenschaftler und Weiterbildungspraktiker an einen Tisch bringen, mit vier Stiftungslehrstühlen an Hochschulen zusammenarbeiten sowie KPMG-Kunden dabei unterstützen, Beratungsinhalte in Trainingsangebote zu gießen und das weltweite Netzwerk der KPMG-Experten anzuzapfen.
Die FTD berichtete über die Hintergründe der Neugründung: Bislang hatte KPMG vertraglich mit der European Business School (EBS) zusammengearbeitet und die Kooperation gekündigt. Angeblich im Streit, da die EBS ihre Lizenzgebühren kräftig erhöhen wollte. So soll die EBS jährlich rund eine halbe Million Euro an Lizenzgebühren von KPMG erhalten haben. Das EBS-Geschäftsmodell sah laut FTD so aus, dass die Uni über die Tochtergesellschaft EBS Executive Education Weiterbildungsangebote bereitstellte und mit Seminaren für die Privatwirtschaft allein 2010 rund zwei Millionen Euro umsetzte. KPMG geht jetzt in der Weiterbildung eigene Wege.
Zu den ehemaligen Partnern der EBS im Weiterbildungsgeschäft gehörte auch die SMI Campus, eine Tochter der auf Einkauf und Supply Chain Management spezialisierten Unternehmensberatung Brainnet, die KMPG erst kürzlich übernommen hatte. Der ehemalige Uni-Chef Christopher Jahns steht wegen der Geschäfte zwischen Brainnet und der EBS vor Gericht, da er angeblich Gelder veruntreut haben soll. Die Geschäfte des neuen KPMG-Weiterbildungsangebots von Incore werden von Nicole Gaiziunas geführt. Sie war zuvor Mitglied der Geschäftsführung der EBS Executive Education GmbH und ist Lebensgefährtin von Jahns. Die FTD mutmaßt deshalb, dass auch Jahns möglicherweise wieder in den Weiterbildungsbereich einsteigen könnte und verwies dabei auf ein Hörfunkinterview, in dem der ehemalige EBS-Chef geäußert hatte, dass er interessante Angebote aus dem Weiterbildungsbereich erhalten habe.
(23. November 2012) Quelle: Financial Times