Der Zeitpunkt des Zusammenschlusses von Roever Broenner Susat mit Mazars aus Frankreich im Frühjahr 2015 war bewusst gewählt: Ein Jahr später trat die Regelung zur Abschlussprüferrotation in Kraft und mit der neu gewonnenen Größe und Internationalität rechnete sich die aktuell 1.160 Mitarbeiter starke Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft damals bessere Chancen auf Prüfmandate aus.
Auch wenn bislang der Prüferwechsel vornehmlich zwischen den Big Four abläuft und die Next Ten-Gesellschaften bisher kaum eine Chance hatten, an begehrte Mandate heranzukommen, glaubt das neuntgrößte Prüfungs- und Beratungshaus hierzulande nach wie vor an seine Zukunft: Denn die große Wechselwelle wird erst für 2020/21 erwartet. Und – so betont Mazars-Partner Christoph Regierer gegenüber Finance Magazin: „Wir spüren schon jetzt die Vorwirkungen der Rotation.“ Einige Mandate halte sein Haus schon für ausländische Teilgesellschaften oder Tochterfirmen deutscher Unternehmen.Diese Firmenkunden hätten im Ausland bereits den Prüfer austauschen müssen, weil dort andere Rotationsregeln gelten würden. Regierer: „Unternehmen, die in Deutschland in einigen Jahren wechseln müssen, testen uns sozusagen jetzt vorab, indem sie uns für ihre Töchter bestellen.“
Zwei Argumente sprechen für Mazars: Erstens hat das Haus mit seinen nunmehr deutsch-französischen Wurzeln eine international integriert arbeitende Partnerschaft vorzuweisen. Jeder Mazars-Partner, egal an welchem Standort er auch sitzt, habe angesichts dieses hohen Integrationsgrades der Organisation, das gleiche Interesse, dass die Kunden zufrieden gestellt werden.
Zudem könnten die Prüfer und Berater von Mazars ihren Kunden dadurch auch leichter ins Ausland folgen als Prüfer, die im Ausland nur über ein internationales Netzwerk präsent sind. Viele Mittelständler, die heute im Ausland aktiv sind, erwarteten von ihrem Prüfer, dass sie überall auf der Welt unabhängig von Landesgrenzen mit den gleichen Tools und übergeordneten Kennziffern unter Einhaltung der Compliance- und Governance-Regelungen geprüft werden.
Auf der Suche nach neuen Mandanten setzt Mazars in erster Linie auf Finanzdienstleister. Denn in diesem Feld kennt sich das Haus besonders gut aus. Schon jetzt stammen 25 Prozent des Umsatzes aus dem Bereich der Financial Services. Zu den Mandanten zählen die VW-Versicherung, BNP Paribas, die Debeka-Gruppe und Axa. Das Kalkül: Diese Mandanten haben eine große Signalwirkung, weil das Segment der Financial Services die komplexesten Regelungen besitzt – und das soll auf andere Segmente, aber auch auf Großkunden abstrahlen.
Quelle:Finance Magazin, 14. September 2017