Sie gelten als eiskalte Kostenkiller und Sanierer, die im schwarzen Anzug arrogant allen anderen von oben herab sagen, wo es langgeht: McKinsey-Berater. Dieses Negativ-Image würde Dominic Barton, seit 2009 Weltchef der Strategieberatung und erst kürzlich wiedergewählt, gerne abstreifen. „Wir sollten mehr Experimente bei der Akquise von Talenten wagen“, fordert er im SZ-Interview und fügt hinzu: „Wir wollen ganz allgemein attraktiv für alle Talente sein, für Schwule und Lesben zum Beispiel, für alternative Lebensstile, auch für Kandidaten ohne traditionellen Hintergrund, wenn sie die erforderlichen Fähigkeiten mitbringen.“ Dazu gehört auch, dass Barton mehr weibliche Kräfte an die Spitze bringen will, wenn auch ohne Quote.
Barton definiert dabei den neuen Ideal-Typus des McKinsey-Consultants: Gefragt seien „Wir-Menschen“, die sich als Teil eines Teams verstehen. Wer nur komme, um Geld zu verdienen, sei fehl am Platz, sagt der in Uganda geborene Sohn eines Missionars und einer Krankenschwester.
Dominic Barton selbst brauchte drei Anläufe, um bei McKinsey Partner zu werden. „Es lag an mir“, verriet er im SZ-Interview: „Meine Vorschläge waren oft zu kompliziert, zudem habe ich damals schlecht kommuniziert“. Bis Kollegen eine seiner Präsentationen auf Video aufnahmen. „Daraus habe ich viel gelernt“, sagt Barton. „Die Leute haben einfach nicht zugehört“. Am Ende hat es dann doch geklappt.
Heute trifft und telefoniert Barton als Chef der weltweit größten Strategieberatung täglich mindestens zwei CEOs, das ganze Jahr über. „Wir sprechen über Digitalisierung und wie sich der Kapitalismus verändert, über Geopolitik und aufstrebende Märkte.“ Das Netzwerk von McKinsey ist legendär: 354 ehemalige Meckies führen heute Unternehmen mit mindestens einer Milliarde Dollar Umsatz, über 50 haben wichtige politische Ämter, weitere 50 sind in führenden Nicht-Regierungsorganisationen.
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 21. Februar 2015, Print-Ausgabe Seite 26
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