Online-Geschäft mit Möbeln boomt durch Cocooning

Mit dem Lockdown in der Corona-Krise begannen die Menschen, ihre vier Wände neu zu gestalten. Das verschafft vor allem dem Online-Möbelhandel einen enormen Boom.

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In der Hochphase der Corona-Krise ging gar nichts – und viele Menschen kamen aus den eigenen vier Wänden gar nicht mehr heraus. Das Einigeln in der eigenen Wohnung – als Trend unter dem Schlagwort „Cocooning“ schon länger bekannt – führt jetzt zu einem ungeahnten Boom der Möbelbranche. Zuerst misteten die Deutschen ihre Wohnungen aus, was der Anstieg an Sperrmüll belegt, dann boomten die Baumärkte und jetzt der Handel mit Möbeln.

Urlaubsbudgets flossen in Möbel
Der hat den Corona-Schub nach der Zwangsschließung auch bitter nötig. Allerdings erholt sich die Möbelbranche schneller als gedacht und spricht sogar schon von einer Sonderkonjunktur. Neben den Nachholeffekten profitiert die Branche von der Mehrwertsteuersenkung und der Tatsache, dass viele auf ihren Urlaub verzichteten. Das dafür eingeplante Budget fließt nun in die Neugestaltung der eigenen Wohnung.

Manufactum, Otto, Home 24 profitieren
Davon profitieren vor allem die Möbelanbieter, die schon früh auf den Online-Handel gesetzt haben. Der Design- und Einrichtungshändler Manufactum etwa verzeichnete schon im März und April 2020 im E-Commerce zweistelliges Umsatzwachstum, was die die fehlenden Umsätze aus dem Ladengeschäft kompensierte. Auch Deutschlands zweitgrößter Onlinehändler nach Amazon, Otto.de, erzielte in den Sparten Möbel, Gartenartikel und Sportgeräte ein zweistelliges Umsatzplus, teilweise sogar dreistellig. Der börsennotierte Online-Händler Home 24 boomt ebenfalls. Nach jahrelangen Verlusten dreht das Ergebnis nun ins Plus. Selbst etablierte Händler setzen erfolgreich auf das Online-Geschäft, wie etwa der schwedische Konzern Ikea.

Kontakte werden zuhause gepflegt
Studien belegen zudem, dass der Trend mit den Lockerungen der Corona-Regeln nicht zu Ende sein wird. 69 Prozent der Konsumenten gaben in einer aktuellen Befragung durch die Unternehmensberatung Accenture an, dass sie die meisten sozialen Kontakte in den nächsten sechs Monaten bei sich zu Hause, bei Freunden oder virtuell pflegen werden. Das wirkt sich auch auf deren Konsumverhalten aus – mit Renovierungen und Neueinrichtungen.

Möbelanbieter stellen wieder ein
Zu sprunghaft hohen Neueinstellungen führt der Trend zwar nicht, doch immerhin stellen einzelne Möbelanbieter wieder ein. Die Jobangebote reichen von Aushilfs- und Nebenjobs, die für Studenten interessant sein dürften, über Stellen als Team- und Warenhausleiter bis hin zu Marketing- und Managementfunktionen.

Quellen: Handelsblatt, 23.08.2020
FAZ, 15. August 2020, Printausgabe Seite 23
FAZ, 24. August 2020
Kölner Stadt-Anzeiger, 26.August 2020