Öffentlich in der Kritik zu stehen, das gehört für die Big Four der Wirtschaftsprüferbranche zum Geschäft. Weil sie parallel zu ihrer eigentlichen Kernaufgabe, der Abschlussprüfung, häufig noch umfangreiche Beratungsleistungen anbieten, wird ihnen schnell eine zu enge Verquickung mit den Kunden unterstellt. Vor allem dann, wenn publik wird, dass ihre Testate fehlerhaft waren.
Solche Fauxpas lassen sich üblicherweise ohne Schuldeingeständnis durch die Zahlung kleinerer einstelliger Millionenbeträge aus dem Weg räumen. Das liegt auch daran, dass ein erkennbares Versagen der Prüfer oft nicht nachgewiesen werden kann, schreibt das Handelsblatt.
Jetzt hat PwC erfahren müssen, dass zumindest in den USA der Wind gedreht hat. Obwohl den Prüfern kein erkennbares Versagen nachgewiesen werden konnte, bekam der Marktführer jüngst mit einer Schadensersatzahlung in Höhe von 625 Millionen Dollar die höchste Strafe aufgebrummt, die je gegen einen Wirtschaftsprüfer verhängt wurde.
PwC hatte die Bücher der Colonial Bank geprüft und dabei übersehen, dass einige Mitarbeiter der Bank zusammen mit einer externen Firma ein Betrugssystem aufgebaut hatten. Zwar erkannte das dafür zuständige US-Gericht an, dass auch die Abschlussprüfer selbst hinters Licht geführt worden waren. Die Richter warfen PwC jedoch Fahrlässigkeit vor und erklärten die Abschlussprüfer für mitschuldig am Zusammenbruch der Bank, die zunächst 2009 von dem amerikanischen Einlagensicherungsfonds FDIC aufgefangen werden musste, um wenig später vom Markt zu verschwinden. PwC hat angekündigt, Revision gegen das Urteil einzulegen.
Das Handelsblatt wertet den Richterspruch jedoch als Weckruf für die gesamte Branche und fordert die Wirtschaftsprüfer dazu auf, die Qualität ihres Kerngeschäfts so hoch wie nur möglich zu halten. So lautstark vor allem die Big Four – PwC, KPMG, EY und Deloitte – ihre Chancen im Geschäft mit der Managementberatung auch feiern, so riskant ist es für sie, ihre Kernfunktion zu vernachlässigen, indem sie die zum Beispiel nicht genug in die künftig stärker digitalisierte Bilanzprüfung investieren. Geraten sie zu häufig wegen Fehlverhalten in die Kritik, droht ihnen erneut die Diskussion um eine striktere staatliche Regulierung.
Quellen: Handelsblatt (Print), 5. Juli 2018, Seite 21 und Neue Zürcher Zeitung