Derzeit kursieren zwei Szenarien für Unternehmen und die Wirtschaft Ganze. Zum einen gibt es die Theorie, dass die Welt immer gleichartiger, immer homogener werde und es nur noch um Größenvorteile für Unternehmen gehe – Beratungsgesellschaften eingeschlossen. Der scheidende Roland-Berger-Chef Burkhard Schwenker widerspricht dem: Er glaubt an eine Welt, die „immer unterschiedlicher, weniger vorhersehbar, viel ungewisser und komplexer“ wird. Genau deshalb erlebe die Strategieberatung eine Renaissance, und Berater sollten deshalb auch viel selbstbewusster auftreten.
Das Thema Digitalisierung gehört aus Sicht von Schwenker vor allem für deutsche Unternehmen zu den größten Herausforderungen. In den nächsten Jahren werde sich zeigen, wer das Zeitalter der Industrie 4.0 bestimme, also die vernetzte Produktion. Seien es die IT-Firmen, wären die USA im Vorteil, deutsche Unternehmen verstünden vor allem die Fertigungsprozesse. Diese Chance sollten die deutschen Anbieter nutzen. Dafür seien Investitionen nötig und querdenkender Nachwuchs. Die Diskussion über die Bachelor-Ausbildung komme rechtzeitig. Schwenker ist überzeugt, dass ein Studium wieder mehr Breite vermitteln müsse, „die Fähigkeit zu reflektieren, interdisziplinär zu denken und eigenständig zu arbeiten“. Das komme derzeit zu kurz.
Quelle: Handelsblatt, 27. Juni 2014, Printausgabe, Seite 22