Wettbewerber unkten seit geraumer Zeit, die Bergers seien einfach nicht international genug aufgestellt, um im harten Wettbewerb der globalen Topberater mitzuhalten. Vor allem in den USA sei Roland Berger zu schwach repräsentiert. Jetzt bot Berger-Aufsichtsratschef Burkhard Schwenker im Interview mit der Wirtschaftswoche Paroli: „Der Bedarf an guter Strategieberatung wird weiter steigen. Ich glaube nicht an eine Konsolidierungswelle“.
Nach der gescheiterten Fusion mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte baue die Partnerschaft ihre internationale Präsenz nun aus eigener Kraft aus, erklärte Schwenker. Tatsächlich stieg die Zahl der Mitarbeiter seit 2010 weltweit von rund 2.100 auf 2.700. Im selben Zeitraum eröffnete Roland Berger zwölf neue Büros – darunter in Stockholm, Göteborg, Singapur, Dubai, Kuala Lumpur, Lagos, Jakarta, Seoul, Mumbai, Guangzhou, Montreal und Boston. In Nordamerika waren die Münchner bis dahin nur in New York, Detroit und Chicago vertreten gewesen. Zur Umsatzentwicklung schweigt sich das 1967 von der deutschen Beraterlegende Roland Berger gegründete Haus allerdings aus. Laut Marktforscher Lünendonk stieg der weltweite Berger-Umsatz von 2010 auf 2011 um rund drei Prozent auf geschätzte 700 Millionen Euro. Das Wachstum in Deutschland soll ebenfalls bei drei Prozent gelegen haben und von 406 Millionen in 2010 auf 420 Millionen Euro im Jahr 2011 gestiegen sein.
Burkhard Schwenker zeigte sich in dem Wirtschaftswoche-Interview zuversichtlich, was die Wachstumschancen seines eigenen Hauses, aber auch die des Gesamtmarktes angeht: Unterm Strich wachse der Beratungsmarkt weiter, „am oberen Ende zugunsten der großen Strategieberatungshäuser und am unteren Ende mit vielen kleinen Spezialisten“. Wie sich der Markt zukünftig verändern werde, hänge vor allem davon ab, wie sich kleine Häuser künftig aufstellten: Wachsen durch Internationalisierung oder Themenverbreiterung? Beides sei schwierig. Schwenker geht deshalb davon aus, dass sich künftig kleinere Häuser zunehmend zusammenzutun – auch mit dem Risiko, dass einige ganz vom Markt verschwinden.
Eine wichtige Voraussetzung für die Konsolidierung von Märkten sei aber, dass dort Commodities gehandelt werden, also standardisierte, austauschbare Güter und Leistungen. „Und genau das ist bei guter Strategieberatung nicht der Fall, Austauschbarkeit unserer Leistung wäre tödlich“, sagt Schwenker. „Im Umkehrschluss: Wer besser ist als andere, kann auch höhere Honorare durchsetzen – und für den ist Konsolidierung kein Thema.“
(15. August 2012) Quelle: Wirtschaftswoche