Roland Berger: Freiheit oder lieber Geld?

Bis auf KPMG haben die Big Four der Wirtschaftsprüferbranche Kaufinteresse bei Roland Berger-Interimschef Burkhard Schwenker angemeldet. Doch noch ist die Frage offen, wie die Zukunft von Roland Berger Strategy Consultants aussieht. Alles ist denkbar, schreibt das Managermagazin – von der Beibehaltung der Selbstständigkeit über eine Kooperation bis hin zum Verkauf.

Roland Berger Strategy Consultants ist die drittgrößte Unternehmensberatung Deutschlands hinter McKinsey und BCG. Mit 2.700 Mitarbeitern und 51 Büros in 36 Ländern weist das internationale Netzwerk des Beratungshauses jedoch im Vergleich zu den Branchengiganten erhebliche geographische Lücken auf. Laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung soll Roland Berger 2012 765 Millionen Euro umgesetzt haben, 60 Prozent davon in Deutschland.

Um nun über die eigene Zukunft besser entscheiden zu können, soll intern eine Arbeitsgruppe strategische Überlegungen angestellt und plausible Szenarien entwickelt haben. Klar sei, schreibt das Managermagazin, dass Roland Berger auch weiter eine internationale Beratung bleiben will, statt sich auf wenige Regionen oder Sachgebiete zu beschränken. So soll die lukrative Strategieberatung weiter ausgebaut werden. Aus eigener Kraft könne Berger dann die Betreuung komplexer Infrastrukturprojekte sowie die klassische Restrukturierungsberatung weiterentwickeln. Bei dem Massengeschäft „Execution“, wie im Branchenjargon die Beratung rund um die Optimierung betrieblicher Prozesse genannt wird, könnte Berger von dem Wirtschaftsprüfer-Know-how profitieren. Außerdem sind die Wirtschaftsprüfer finanziell gut aufgestellt, was für neue Projekte einen sicheren Geldfluss darstellen könnte.

Am 15. Juli steht das nächste Partnertreffen in Instanbul an. Liegen dann exklusive Angebote vor, könnte auch eine offizielle Gesellschafterversammlung, die über den Verkauf entscheidet, einberufen werden. PwC habe, schreibt das Managermagazin, bislang das finanziell attraktivste Angebot vorgelegt, die Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung zitiert Gerüchte, nach denen der WP-Markführer nicht bereit sei, den international wenig klingenden Titel Roland Berger in den Firmennamen mit aufzunehmen. Deloitte hingegen erweise sich als besonders kooperativ.

Einer der Knackpunkte im Verkaufsdeal sind auch die sogenannten B-Shares, die stimmrechtslosen Anteile der Altpartner. Die gab es 1998, als sich Roland Berger von der Deutschen Bank trennte und die für den Kredit bürgten. Den Streit um die Auszahlung der B-Shares beendete Anfang Mai ein vor Gericht erstrittener Kompromiss: Ein Drittel des Gesamtbetrages von 125 Millionen Euro wird beglichen, ein weiteres Drittel im Falle einer Übernahme. Damit haben auch potenzielle Übernehmer Rechtssicherheit.

Laut Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung geht der Bonner Beratungsexperte Dietmar Fink davon aus, dass der Firmengründer Roland Berger bei einem möglichen Deal noch dazwischenfunken könnte: „Bergers Name darf nicht aus der Firma verschwinden. Er muss irgendeinen hohen Posten erhalten. Keiner darf an dem Deal mehr verdienen als er.“

Quellen:

Managermagazin, 17. Mai 2013, Print-Ausgabe

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 2. Juni 2013, Print-Ausgabe