Alexandra Michel, Dozentin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Marshall School of Business der Universität von South Carolina begleitete laut Manager-Magazin neun Jahre lang Investmentbanker. Sie waren im Schnitt bei ihrem Berufseinstieg 28 Jahre und als sie aus dem Job wieder ausstiegen, weil sie ihre Bank durch Jüngere ersetzte, Mitte 30.
Sie arbeiteten rund 120 Stunden pro Woche waren rund um die Uhr erreichbar. Wegen dieser Dauerbelastung spürten die engagierten Wissensarbeiter schon nach kurzer Zeit erste Ermüdungserscheinungen des Körpers, litten – trotz aller Euphorie für ihren Job, unter Schlafproblemen, Schmerzen oder Infektanfälligkeiten. Sie kontrollieren energisch ihren Körper, machten weiter – bis im vierten Jahr die Balance kippte. Sie verloren Haare, hatten mit Gewichtsproblemen und massiven Schlafstörungen zu kämpfen, oder sie wurden von Substanzen abhängig, was sich auch auf die Qualität der Arbeit auswirkte. Einige reduzierten daraufhin zwar ihre Arbeitszeit oder entwickelten Strategien, um Prozesse zu beschleunigen.
Nach sechs Jahren teilten sich die Banker in zwei Lager: Die einen machten trotz Krankheiten weiter, die anderen akzeptierten schließlich ihren schwächelnden Körper. Sie waren dann oft gezwungen, aus gesundheitlichen Gründen auszusteigen, während die anderen immer noch akzeptable, aber nie mehr brillante Arbeit ablieferten. Fazit der Studie: nach vier Jahren sind allzu ehrgeizige Aufsteiger am Ende.
Gleichzeitig entlarvte die Untersuchung, wie die Banken die Mitarbeiter manipulierten. Die Praxis, ihnen Freiheiten ohne Grenzen einzuräumen, sichere dem Unternehmen Höchstleistungen. Weil den betroffenen Mitarbeitern jedoch die Grenzen fehlten, führt das zu dem Teufelskreis aus Höchstleistungen und Krankheitsbild. Das Ganze habe auch höchste Relevanz für andere Industrien, so die Studie. Denn nach dem Ausstieg fingen die Ex-Banker in neuen Jobs an, um nach kurzer Zeit erneut in eine Tretmühle mit 100 und mehr Wochenarbeitsstunden zu geraten. Weil diese Manager anschließend in Unternehmensberatungen oder anderen Zukunftsbranchen tätig würden, halte auch dort der Turbokapitalismus Einzug. Die Folge, so Studienleiterin Michel: „Sie verändern die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft.“
Quelle: Manager Magazin, 17. Februar 2014