15. Juli 2008 - Der Technologiekonzern Siemens plant, weltweit 17.000 Stellen zu streichen. Damit fällt der bereits im vergangenen Monat angekündigte Personalabbau deutlich höher aus, als bisher angenommen. Betroffen sind vor allem Spitzenkräfte im mittleren und oberen Management, erklärte Konzernchef Peter Löscher gegenüber der Süddeutschen Zeitung.
Darüber hinaus will der Konzern nach Berichten von "Spiegel" und "Focus" die Gehälter in der so genannten Healthcare-Sparte in Erlangen kürzen - von bis zu minus zehn Prozent für Vertriebsmitarbeitern ist die Rede - und bis zum Jahres bundesweit 4.000 Werkswohnungen versilbern.
Siemens-Chef Löscher will die Verwaltungskosten bis 2010 um 1,2 Milliarden Euro senken. Bereits in den vergangenen Jahren wurden zehntausende Arbeitsplätze in der Produktion gestrichen. Zu Jahresbeginn hat Löscher rund ein Dutzend Geschäftsbereiche zu den drei Sektoren Energie, Industrie und Gesundheit zusammengefasst, die Zahl der Konzernvorstände sank von elf auf acht. Der Betriebsratsvorsitzende von Nokia Siemens Networks (NSN) Bernhard Tröger geht davon aus, dass ein großer Teil der Stellenstreichungen in Deutschland stattfinden werden, denn Siemens strebe ein stärkere Internationalisierung des Konzerns an. Löscher habe erklärt, dass zwar 90 Prozent der Führungskräfte Deutsche seien, aber nur 17 Prozent des Umsatzes in Deutschland erzielt werde. Kündigungen hält Tröger jedoch für unwahrscheinlich. Die Stellen würden wohl eher durch Betriebsübergänge, Ausgliederungen und durch natürliche Fluktuation wegfallen. Möglich seien auch freiwillige Trennungsprogramme, wie jetzt bei NSN, als 2.200 Mitarbeiter freiwillig die Firma verlassen sollten. Mit dem Sparprogramm reagiert Siemens auf die abflauende Weltkonjunktur und die Verunsicherung der Kunden durch die Finanzkrise.
Löscher will den Konzern jetzt noch stärker auf so genannte Megatrends wie Energie, Gesundheit und Umwelt ausrichten und damit doppelt so schnell wachsen lassen wie die Weltkonjunktur. Bis 2011 soll beispielsweise der Umsatz mit Umwelttechnologien um die Hälfte auf 25 Milliarden Euro steigen. Im Umweltsektor sieht sich Siemens nach einer Reihe von Zukäufen schon heute vor dem Erzrivalen General Electric.
Quellen: Süddeutsche Zeitung,Handelsblatt,Financial Times Deutschland, Spiegel,Focus,Welt
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