nterne Untersuchungen haben sich für Wirtschaftskanzleien, aber auch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. Was in den USA schon seit Jahrzehnten gelebte Praxis ist, hat sich in Deutschland erst mit den schwarzen Kassen von Siemens entwickelt. Siemens beauftragte mit der Aufklärung die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte und die US-Kanzlei Debevoise & Plimpton. Beide stellten laut US-Börsenaufsicht SEC Siemens für die 15-monatige Untersuchung 474 Millionen Euro in Rechnung, 95 Millionen davon gingen an die Kanzlei.
Für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Kanzleien, aber auch Unternehmensberater wachsen bei diesen Untersuchungen die Bereiche Ligitation, Steuern, Arbeitsrecht und Compliance-Beratung immer enger zusammen. Als Hausanwalt aber haben die deutschen Kanzleien bei ihren Konzernen nicht unbedingt einen Wettbewerbsvorteil. VW engagierte im Abgasskandal die US-Kanzleien Jones Day und Kirkland & Ellis. Da handelt es sich um unbelastete Berater mit ausgewiesener Expertise.
Weil bei Skandalen meist die Zeit drängt, können die Berater und Anwälte Stundensätze von bis zu 400 Euro einstreichen. Allein der DFB zahlte an die Kanzlei Freshfields für die Aufklärung um die Bestechung bei der WM-Vergabe 2006 ein Honorar von 5,1 Millionen Euro. Und Anbieter wie Alix Partners und Alvares & Marsal werben mit ihrem Mehrwert, wenn es um Problemlösung und der Lieferung von schlagkräftigen Beweisen geht. Die Kanzleien haben hierzulande derzeit nur ein Problem: Bei Durchsuchungen der Firmen fallen der Staatsanwaltschaft auch die Dokumente aus den Kanzleien in die Hände – und die sind in den USA vor dem Behördenzugriff geschützt.
Quelle: Handelsblatt, 24. Juni 2016