Später Strategieschwenk bei BDO

Lange Zeit wehrte sich BDO gegen den Trend zum Prüfungs- und Beratungshaus. Mittlerweile setzt Deutschlands fünftgrößter Prüfer mehr mit Beratung als mit Prüfung um.

BDO

2011 klang BDO-Deutschlandchef Holger Otte im Interview mit dem Magazin Finance noch fest entschlossen, sich mit seinem Haus dem allgemeinen Markttrend entgegen zu stemmen: „Wir sind keine Prozessoptimierer, sondern Prüfer.“ Seiner Meinung nach sollte sich seine Zunft auf die eigentliche Aufgabe des Wirtschaftsprüfers besinnen. Doch nur ein Jahr später läutete der Chef von Deutschlands fünftgrößter Prüfungsgesellschaft den Transformationsprozess zur integrierten Prüfungs- und Beratungsgesellschaft ein.

Seitdem ist der Anteil der Wirtschaftsprüfung am Gesamtumsatz sukzessive zurückgegangen: 2016 lag er bei nur noch 49 Prozent, die Steuer- und Unternehmensberatung steuerten 40 bzw. 11 Prozent dazu. Allerdings stieg seit dem Start des Transformationsprozesses seit 2014 der Umsatz nur leicht um insgesamt drei Prozent auf rund 215 Millionen Euro. BDO verlor damit weiter an Boden gegenüber den Big Four, während einige Mitbewerber aus dem Feld der Next Ten aufholten. Es kann gut sein, so mutmaßt das Magazin Finance, dass Rödl & Partner als bislang Sechstplatzierter BDO im Jahr 2017 überholt hat. Rödl setzte 2016 rund 202 Millionen Euro um.

BDO will 2018 in den Angriffsmodus übergehen. Dazu hat sich das Haus bereits 2017 personell verstärkt. Von dem Corporate Finance-Spezialisten Duff&Phelbs warb BDO mit Hartmut Paulus einen der führenden Köpfe ab, von Baker Tilly holte sich das Haus den M&A-Experten Dietmar Flügel und von Mercer den Leiter Health Management Volker Nürnberg. Sie sollen das Beratungsgeschäft weiter vorantreiben, wobei BDO weiter auf die Größe seines internationalen Netzwerkes setzt. 1963 gegründet, ist der BDO-Verbund heute die einzige weltweit tätige Prüfungs- und Beratungsorganisation mit europäischen Wurzeln und beschäftigt fast 68.000 Mitarbeiter in 158 Ländern. Das Netzwerk setzte zuletzt weltweit 7,4 Milliarden Euro um und ist in China nach PwC sogar die zweitgrößte internationale Prüfungsgesellschaft.

Im Prüfungsgeschäft hofft BDO darauf, künftig auch bei Dax-Mandaten zu landen. Dort reichte es bislang bei Ausschreibungen jedoch nur zu Platz zwei, was jedoch Hoffnung mache, künftig ein Mandat zu gewinnen. Zumindest konnte sich BDO bei solch verloren gegangenen Ausschreibungen als Berater positionieren. Eine weitere Maßnahme, mit der BDO gegenüber dem Wettbewerb an Boden gewinnen will, war die Gründung der BDO IT GmbH im Jahr 2016. Mehr als 80 IT-Experten leisten in der neuen Sparte IT-Strategieberatung – ein Feld, in dem die Next-Ten-Wirtschaftsprüfungsgesellschaften bisher noch gar nicht oder nur rudimentär unterwegs sind.

Quelle:Finance-magazin.de, 7. Dezember 2017