Auch die studentischen Unternehmensberatungen konkurrieren schon um die schlausten Köpfe, weil es nicht selten in einer Stadt gleich mehrere Beraterinitiativen gibt. Einmal drin, durchlaufen die Studentenberater viele Schulungen: Rhetorik, Projektmanagement, betriebswirtschaftliche Grundlagen. Hat die Beratung ein Projekt an Land gezogen, bilden sie in der Regel Teams, die als GbR das Projekt bearbeiten. Mit ihrem Erfahrungsschatz werden sie ideale Kandidaten für die Profiberatungen: Die Beratungshäuser suchen keine Turbostudenten, sondern solche mit praktischer Erfahrung in Projektarbeit und Beratung, die gleichzeitig rhetorisch geschult und teamfähig sind.
Dabei kommen die studentischen Beratungen, von denen es bundesweit rund 100 gibt und 32 im Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen (BDSU) zusammengeschlossen sind, bei der Auftragsakquise den Profis selten bis gar nicht in die Quere. „Sie sind bei kleinen, übersichtlichen Projekten eine gute Ergänzung, bei größeren Fragestellungen sind dann doch die Profis gefragt“, sagt Kai Haake, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberatungen (BDU). Allerdings beauftragen die Unternehmen ganz gerne die Nachwuchsberater. Erstens kosten sie mit Tagessätzen von 400 Euro nur ein Viertel dessen, was die Profis verlangen – und zweitens spulen sie nicht immer gleich die übliche Erfahrungsroutine ab. Das bringt sie auch auf ungewöhnliche Lösungen. Große Häuser arbeiten deshalb sogar mit den Studenten-Beratungen zusammen wie etwa The Boston Consulting Group. Sie bieten Seminare zu Präsentationstechniken oder holen sie beim Lösen von Fallstudien dazu.
Quelle: Die Zeit, 29. September 2016, Printausgabe Seite 72