„Unsere Frauenquote liegt bei 40 Prozent“

Olaf Salm, Leiter des Center for Strategic Projects der Deutschen Telekom, über den Boom der Inhouse-Consulter.

JobguideXpress: Herr Salm, 2011 stieg der Umsatz der internen Beratungssparten deutscher Unternehmen um rund 18 Prozent. Der Consultingmarkt insgesamt wuchs laut Bundesverband deutscher Unternehmensberater (BDU) „nur“ um 9,6 Prozent. Was steckt hinter dem rasanten Wachstum der Inhouse-Consulter?

Salm: Unternehmen haben erkannt, dass sie ihre Strategie, ihre Organisation und Prozesse fortwährend auf den Prüfstand stellen müssen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Für eine solche stetige Transformation brauchen sie Mitarbeiter mit Gestaltungswillen, mit analytischem Denkvermögen und methodischem Rüstzeug, Probleme zu lösen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Das sind Fähigkeiten, die auch gute Berater auszeichnen. Insofern war es nur konsequent, dass vor allem Konzerne bereits in den Neunzigerjahren eigene Inhouse-Consulting-Sparten aufbauten, damit das Know-how, dass Berater bei jedem Projekt erwerben, der eigenen Organisation erhalten bleibt.

JobguideXpress: Nach wie vor engagieren aber so gut wie alle Konzerne neben ihren Inhouse-Consultern auch gerne externe Unternehmensberater. Wann kommen Inhouse-Consulter und wann eher Externe zum Zuge?

Salm: Das kommt auf die Ausrichtung der jeweiligen Inhouse-Consulting-Abteilung an. Die Deutsche Telekom hat ihr Inhouse-Consulting 2005 ganz bewusst zum Center for Strategic Projects weiterentwickelt. Wir sind das strategische Transformationsteam des Konzerns, berichten direkt an den Konzernvorstand und sind damit vor allem als Treiber der Strategieentwicklung gefordert. Wir sind auch in der Lage, Projekte zu übernehmen, bei denen es darum geht, klassische Kostenstrukturvorteile zu erzielen. Immer dann, wenn Projekte eher benchmark-getrieben sind, also wenn es darum geht, über verschiedene Industrien hinweg oder auch bezogen auf einzelne Märkte in der Welt datenbasiert Wettbewerbsvorteile herauszuarbeiten, setzen wir auf die Expertise externer Spezialisten.

JobguideXpress: Treten Sie gegen Ihre externen Wettbewerber auch in Pitches an?

Salm: Nein, wir sind die logische Stufe vor einem Pitch und haben dadurch den Vorteil, bei der Umsetzung der Strategie die erste Adresse zu sein.

JobguideXpress: Sie berichten direkt an den Konzernvorstand. Führt das nicht zu Bauchschmerzen bei Ihren Kollegen aus der Linie, die sie beraten?

Salm: Wir kommen nur zum Einsatz, wenn die Beratungsarbeit von beiden Seiten – also dem Auftraggeber aus den Fachbereichen und uns –  ausdrücklich gewollt ist. Wir sind ein eigenständiger Teil der Telekom und müssen uns dem Wettbewerb stellen, denn unsere Kollegen haben durchaus freie Mandatswahl. Wir sind also auch auf Mundpropaganda angewiesen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele unserer Auftraggeber es durchaus zu schätzen wissen, dass sie bei der Strategieentwicklung und -umsetzung mit Kollegen zusammenarbeiten können und nicht auf Externe angewiesen sind. Der Gedankenaustausch unter Kollegen ist doch immer noch etwas anderes als das klassische Berater-Mandanten-Verhältnis es zulässt. 

JobguideXpress: Wie groß ist Ihr Team, wen und wo rekrutieren Sie?

Salm: Wir sind rund 90 Berater. Wir rekrutieren Hochschulabsolventen – ganz bewusst auch Bachelor genauso wie bereits Berufserfahrene. Zudem ist das Center for Strategic Projects auch innerhalb des Konzerns eine interessante Karrierestufe für Telekom-Mitarbeiter. Wir werden im Unternehmen von vielen als Talentpool für die Besetzung von Führungspositionen gesehen. Wer zu uns kommt, weiß, dass er im Konzern herumkommt, auch international viele Bereiche kennenlernt, schließlich werden die Strategien weltweit ausgerollt. Gleichzeitig aber ist es gerade für Einsteiger im Consultinggeschäft sehr attraktiv, dass wir unseren Mitarbeitern einen höheren Grad an Planbarkeit in puncto Karriereentwicklung und Einsatzzeiten bieten können. Weil unsere Projekte langfristig geplant werden, fällt es uns leichter, dem Wunsch nach einer vernünftigen Work-Life-Balance Rechnung zu tragen. Wir sind stolz darauf, dass unsere Frauenquote bei über 40 Prozent liegt. Das ist ein guter Indikator dafür, dass es bei uns mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben funktioniert.

JobguideXpress: Welchen fachlichen Hintergrund bringen Ihre Berater mit?

Etwa 40 Prozent haben Betriebswirtschaft studiert, unter den anderen sind vor allem Naturwissenschaftler, Ingenieure oder Juristen.

Das Gespräch führte Julia Leendertse.

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