Unterschätzte Helden: Einkäufer im Maschinenbau

In der Krise hat so mancher Firmenchef im deutschen Maschinenbau vielleicht zum ersten Mal so richtig verstanden, was ein guter Einkauf wert ist. Als ihre Unternehmen wegen der Clash-Klemme zu dehydrieren drohten, waren die Einkäufer oft die einzigen, die noch wussten, wie man noch Bares in die Kasse bekommt. Aber kaum ist die Krise vorbei, müssen die Helden von damals wieder hart um Anerkennung kämpfen. Dass es höchste Zeit für eine Qualifizierungsoffensive in den Einkaufsabteilungen deutscher Maschinenbauer ist, beweist eine aktuelle Studie der Universität St. Gallen.

Gemeinsam mit dem Institut für Demoskopie Allensbach befragten die St. Gallener Wissenschaftler vom Kerkhoff Competence Center of Supply Chain Management 106 Einkaufsleiter nach den größten Herausforderungen, die auf die Einkaufsabteilungen des deutschen Maschinenbaus in den nächsten Jahren zukommen. Mehr als jeder zweite Einkäufer beklagte sich, gar nicht oder kaum in die Produktion eingebunden zu sein. Das hat teure Folgen für die Unternehmen. Einkaufsabteilungen können lediglich eine von den Ingenieuren vorgegebene Liste von Waren und Materialien ordern und haben so kaum Verhandlungsspielraum. Das hat schon dazu geführt, dass bei jedem vierten Unternehmen mit zentral beschaffender Einkaufsabteilung an den Einkäufern vorbei eingekauft wird.

Gleich 93 Prozent der befragten Einkaufsleiter rechnen jedoch damit, dass dieser Missstand in den nächsten zehn Jahren behoben wird und sie stärker in die Produktentwicklung und Produktion eingebunden werden. 85 Prozent der Befragten prophezeien einen zunehmenden Preisdruck, 78 Prozent steigende Energiepreise, 74 Prozent auch zukünftig eine restriktivere Kreditvergabe der Banken, 68 Prozent zunehmende Konkurrenz beim Einkauf durch neue, aufstrebende Märkte. Fazit der Studie: Damit die deutschen Maschinenbauer international wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie dringend mehr modern geschulte Einkaufs-Manager an Bord nehmen. "Nur jede fünfte Einkaufsabteilung verfügt beispielsweise zurzeit über die notwendige Software, um Kosten eines Zulieferteils auf Basis seiner Einzelteile kalkulieren zu können", mahnt Gerd Kerkhoff, Chef des auf Beschaffung und Supply Chain Management spezialisierten Beratungshauses. "Ein solches Cost Breakdown Tool ist aber unabdingbar, um die von Lieferanten geforderten Preise zu überprüfen." Ihre Einführung gehöre zu den wichtigsten Trends im Einkauf der nächsten Jahre. (7. September 2010)

Quelle: Kerkhoff Consulting

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