Varta steigt tiefer in die Batterieproduktion ein

Batteriefertigung in Deutschland? Für Hörgeräte ja, für E-Mobilität nein. Jetzt kommen für Ingenieure und Techniker auch hier neue Jobchancen in Deutschland zu: Varta steigt in ein Forschungsprojekt ein, dass in der Produktion großformatiger Zellen münden soll, schreibt das Handelsblatt.

Herbert Schein, Varta

Es klingt fast wie ein Computerspiel für fortgeschrittene Zocker, doch „DigiBattPro4.0“ ist Jobchance und Zukunftsmarkt zugleich. Das Forschungsprojekt hat sich die Digitalisierung der Batteriezellen-Produktion auf die Fahnen geschrieben. Partner sind der Weltmarktführer für Hörgeräte-Batterien Varta, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW). 

Gemeinsam wollen sie mit Hilfe der Digitalisierung in der Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien für E-Mobilität durch mehr Effizienz und Flexibilität Wettbewerbsvorteile herausholen.

Dabei geht es schon jetzt um viel Geld: Baden-Württemberg buttert acht Millionen Euro in das Projekt DigiBattPro4.0, aus dem Bundesforschungsministerium gibt es schriftlich Aussicht auf 30 Fördermillionen. Dass Varta auch handfeste Interessen mit dem Projekt verfolgt, machte Chef Herbert Schein dem Handelsblatt deutlich: „Unser Geschäftsmodell ist es nicht, Forschungsprojekte durchzuführen – wenn wir Forschungsprojekte machen, wollen wir danach produzieren und investieren.“

Varta-Topmanager Schein hat dabei den Batteriemarkt für E-Mobilität im Blick, der mit Wettbewerbern wie CATL (China), SK Innovation (Südkorea) und Panasonic (Japan) fest in ausländischer Hand liegt. Vom Batteriemarkt will Varta ein Stück abhaben, gehen doch Automotive-Experten davon aus, dass die Batterie eines E-Fahrzeugs 30 bis 40 Prozent zur Wertschöpfung beiträgt. Davon wiederum kommen 60 bis 80 Prozent allein aus der Batteriezellenfertigung.

Das lässt sich Varta-Chef Schein etwas kosten. Er will 150 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion investieren. Und die Bundesregierung hat Fördergelder in Höhe von einer Milliarde Euro als Anschubfinanzierung für den Aufbau einer Batteriezellenfertigung in Aussicht gestellt. Eine Entscheidung, wer in den Genuss der Förderung kommt, soll im ersten Quartal 2019 fallen. Im Rennen sind ein Konsortium um Varta, BASF und Ford, ein Konsortium um BMW mit dem belgischen Rohstoffkonzern Umicore und dem Batteriezellen-Start-up Northvolt. Hinzu kommt noch ein Konsortium um den französischen Batteriespezialisten Saft. Offen ist, ob sich der Auto-Branchenprimus VW beteiligt, schreibt das Handelsblatt.

Offen ist auch noch die Standortfrage – Baden-Württemberg rechnet sich gute Chancen wegen des bestehenden Forschungsprojekts aus, aber auch NRW, Niedersachsen, das Saarland sowie Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind interessiert, sich eine neue Batteriefertigung ins Land zu holen und damit auch Arbeitsplätze für Techniker und Ingenieure. Geht alles nach Plan, könnte es schon 2021 mit der Batterieproduktion losgehen.

Quellen: Handelsblatt (14. November 2018)Varta PressemitteilungHandelsblatt (19. November 2018), Handelsblatt-Interview (14.November 2018)badenwürttemberg.de