Bislang haben die Energieriesen RWE, Eon und EnBW knapp 40 Milliarden an Rückstellungen für den Rückbau ihrer Kernkraftwerke gebildet. Sie haben diese Rückstellungen mit 4,8 Prozent Verzinsung in den Büchern stehen. Doch Warth & Klein Grant Thornton gehen in ihrem Gutachten für das Bundeswirtschaftsministerium von niedrigeren Zinsen aus und vermuten viel höhere Kosten für den Abriss und die Endlagerung des nuklearen Abfalls. Zusammen kommen sie damit auf eine Lücke von 30 Milliarden Euro. Weil Analysten vermuteten, dass die Konzerne nicht so viel zusätzliches Geld aufbringen könnten, verkauften sie jüngst gleich reihenweise die Aktien der Energiekonzerne und lösten damit im September 2015 einen Kurssturz aus. Das sorgte für zusätzliche Probleme bei den Energieriesen: denn von der Bewertung der Ratingagenturen hängt auch ab, zu welchem Kurs sich Unternehmen am Kapitalmarkt mit frischem Geld versorgen können. Eine niedrigere Bewertung durch die Ratingagenturen bedeutet automatisch höhere Zinsen und damit höhere Kosten. Im Oktober 2015 tritt eine Expertenkommission zusammen, um über das Gutachten der Wirtschaftsprüfer zu beraten. Am Ende könnte das stehen, was einige Experten schon lange befürchten: Ein großer Teil der Kosten für den Rückbau bleibt am Steuerzahler hängen.
Quelle: Der Spiegel, 15. September 2015
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