Wie viel Dialekt verträgt der Job?

Eine Tübinger Doktorandin erforscht im Rahmen ihrer Dissertation den Einsatz und die Verbreitung von Dialekten im Arbeitsalltag. Dafür hörte sie sich intensiv in schwäbischen Betrieben um, mit interessanten Ergebnissen: Tiefste Mundart wird im Job so gut wie nicht gesprochen, sie wird im Kollegenkreis eher ein bisschen verspottet.

Dafür ist ein leichter Dialekt sehr verbreitet. Wer sich als "Einheimischer" auf Hochdeutsch bei den angestammten Kollegen versucht, geht dagegen eher als arrogant durch. Interessant: Nach einiger Zeit färbt der Dialekt auch auf zugereiste Mitarbeiter ab, auch Niederländer begannen leicht zu schwäbeln.

Zugereiste tun im Übrigen gut daran, sich schnell an die Mundart zu gewöhnen, da die Bereitschaft der Einheimischen, mit neuen Kollegen Hochdeutsch zu reden, ziemlich schnell abebbt. Im Kundenverkehr scheint Dialekt dort sinnvoll zu sein, wo es sehr regional zugeht. Dann schafft die gemeinsame Sprache Nähe. Auf nationalem Parkett ist Dialekt weniger angesagt. Auch den Vorgesetzen, so fand die Forscherin heraus, sprechen die meisten eher auf Hochdeutsch an, auch wenn dieser aus der Region stammt und Dialekt beherrscht.

Jobguide-Tipp: Auch wenn breites Schwäbisch, Bayerisch, Sächsisch oder Berlinerisch in Unternehmen nicht unüblich und durchaus akzeptiert sind, tut man gut daran, sein Hochdeutsch nicht einrosten zu lassen und sich je nach Situation immer wieder bewusst für oder gegen den Dialekt zu entscheiden. Dieser Rat mag banal klingen, aber viele Mitarbeiter, vor allem im Süddeutschen, stecken täglich so tief in ihrem Dialekt drin, dass ihnen der spontane Wechsel ins Hochdeutsche, wenn es etwa neue Kundenkontakte oder Kollegen von außerhalb erfordern, schwer fällt. Für den ersten Eindruck gibt es leider keine zweite Chance. (03.11.2011) Quelle: Süddeutsche Zeitung

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