"Wir sind viel internationaler als so manche Großberatung"

Carena Barkawi, Geschäftsführerin von Deutschlands Nummer eins in der Beratung rund um Distributionslogistik und After Sales Services Barkawi, über die Vorteile einer Mittelstandsberatung für die Karriere.

JobguideXpress: Frau Barkawi, was ist los in der deutschen Beraterlandschaft? Bei Hochschulabsolventen gelten die großen Strategieberatungen McKinsey und BCG als die ersten Adressen, wenn es um die Karriereplanung geht. In der Gunst deutscher Konzernmanager aber rangieren mittlerweile viele der sogenannten Hidden Champions - also die mittelständischen Fach- und Branchenspezialisten - weit vor den Big Names. In der jüngsten Umfrage des renommierten Beratungsforschers Prof. Dr. Dietmar Fink hat es Ihr Haus in den Beratungsfeldern Distributionslogistik und After Sales Services mit großem Abstand auf Platz eins geschafft.

Barkawi: In der Beratungslandschaft scheint tatsächlich einiges in Bewegung geraten zu sein. Die aktuelle Hidden-Champions-Studie hat auch uns verblüfft. In unserem Beratungsfeld, dem Supply Chain Management, belegen wir von Barkawi Management Consultants bei den Fink-Umfragen unter deutschen Konzermanagern zwar schon seit vielen Jahren Spitzenpositionen. Diesmal aber war der Abstand zu den großen Strategieberatungen mehr als deutlich. 53 Prozent der befragten Konzernmanager attestierten Barkawi eine sehr hohe Kompetenz bei Distributionslogistik und After Sales Services. Über den Zweitplatzierten ? das war einer der großen Strategieberater ? sagten dies gerade einmal zehn Prozent.

JobguideXPress: Hat sich der Imagevorsprung bei den Kunden bereits auf die Bewerberzahlen ausgewirkt?

Barkawi: Im Recruiting betätigen wir uns eher als Trüffelschweine. Das ist das Schicksal vieler mittelständischer Unternehmensberatungen, bislang zumindest noch. Einserkandidaten bewerben sich in der Regel zunächst bei den großen Markenberatungen. Es sei denn, sie haben für sich von vornherein entschieden, dass ihnen die Arbeit in einer mittelständischen Unternehmensberatung persönlich besser liegt. Als mittelständisches Beratungshaus sind wir es daher gewohnt, aus dem Pool der Nichteinserkandidaten die Supertalente herauszufischen. Das kostet viel Arbeit, aber es lohnt sich, denn Qualität, Neugier, Eigeninitiative, strategisches Denken und fachliche Kompetenz sind nicht unbedingt eine Frage des Notendurchschnitts. Es wechseln übrigens auch immer wieder Berater von den Großen zu uns, weil sie auf der Suche nach mehr Gestaltungsfreiraum und Eigenverantwortung sind. Von denen habe ich noch nie gehört, dass sie etwas bei uns vermissen. Im Gegenteil: Bei unseren Mitarbeitern kommt generell gut an, dass wir viel mehr erfahrene Berater an Bord haben als die großen Consultingfirmen, die viel stärker auf Young Professionals frisch von der Uni setzen.

JobguideXPress: Ein weiteres Argument, mit dem die großen globalen Strategieberatungen Toptalente für sich gewinnen, ist ihre Internationalität?

Barkawi: Dass junge Talente bei McKinsey, BCG, Roland Berger etc. größere Chancen haben, auf internationalen Projekten zu arbeiten als bei einer Mittelstandsberatung, trifft nicht zu. Die großen Managementberatungen sind fast allesamt in Ländergesellschaften organisiert. Nur weil die Beratungshäuser global aufgestellt sind, heißt das noch lange nicht, dass jeder Jungberater unbedingt in den ersten Jahren auf einem internationalen Projekt landet. Im Gegenteil: Die Projekte werden häufig auf der Ebene der Junior Consultants mit Beratern aus dem jeweiligen Land besetzt. Bei uns dagegen hat jedes Beratungsprojekt internationalen Bezug. Wer sich wie wir mit Lieferketten beschäftigt, arbeitet unweigerlich international. Die Vorstellung, man müsse unbedingt für eine Beratung arbeiten, die in zig Ländern der Welt eigene Büros unterhält, um international Karriere machen zu können, ist ein Trugschluss.

JobguideXpress: Welcher Bewerbertypus eignet sich eher für den Einstieg bei einem mittelständischen Beratungspezialisten?

Barkawi: Wer eher der Machertyp ist, wird sich vermutlich in einer kleineren Spezialberatung wohler fühlen als in einer großen Organisation. Kleinere Anbieter sind nicht mit großen Teams bei Kunden unterwegs, sondern auf das Engagement und die Ideen jedes einzelnen Beraters angewiesen. Wer schnell Verantwortung übernehmen will, ist deshalb im Mittelstand genau richtig. Was die weitere Karriereentwicklung angeht, gilt bei uns natürlich auch: Nicht jeder kann Partner werden. Aber erstens gibt es auch viele Fachexperten, die sich in der Beraterrolle wohlfühlen und gar nicht unbedingt die Partnerrolle anstreben. Und zweitens denken wir sehr unternehmerisch. Neben der Beratung haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder neue Felder für uns entdeckt. Ehemalige Consultants sind heute Geschäftsführer von Tochterunternehmen der Barkawi-Gruppe. Zum Beispiel betreiben wir im Internet mit Teqport ein Handelsportal als Business to Business-Marktplatz für Industriegüter. Unsere Tochter B2X wickelt für internationale Mobilfunkanbieter den Reparaturkreislauf von Mobiltelefonen ab. Bei uns kann man also von der Berater- auch in die Unternehmerrolle rein wachsen.

Das Gespräch führte Julia Leendertse.

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