Die Finanzkrise ließ viele Buchführungsbomben bei großen Konzernen platzen – und zwar bei denen, denen die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte, KPMG, PwC und EY zuvor eine ordentliche Buchführung bescheinigt hatten. Das hat zwar Vertrauen gekostet und die Europäische Union auf den Plan gebracht, mit einer Reform den Wirtschaftsprüfern künftig stärker auf die Finger zu schauen. Doch das Ergebnis in den nationalen Gesetzgebungen wie jetzt in der kommenden Novelle für Deutschland sei ein Geschenk an die Big Four und „ein klarer Sieg für die Lobby“, kritisiert Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick. Der Grund: Nach wie vor dürfen die Wirtschaftsprüfer die Konzerne, die sie selber prüfen, auch weiter in Steuerfragen beraten, solange sich dies nicht wesentlich auf den Jahresabschluss auswirken würde. Doch das, sagt Schick, ließe sich in den meisten Fällen nicht überprüfen.
Auch die Rotationspflicht stehe nur auf dem Papier. Aus den ursprünglich vorgeschlagenen Sechs-Jahres-Rhythmus sind nun zehn Jahre geworden – und mit Ausnahmeregelungen dehnt sich der Wechselzyklus auf 20 bis 24 Jahre aus, solange es nicht um Banken und Versicherungen gehe, moniert Schick.
Quelle: Spiegel, 12. März 2016, Printausgabe Seite 72;Tagesspiegel 16. März 2016